Greift Gazprom nach OMV-Raffinerie?

Greift Gazprom nach OMV-Raffinerie?
Der neue OMV-Chef Seele setzt auf den russischen Energie-Giganten.

Um die Zukunft des teilstaatlichen Öl- und Gaskonzerns, Österreichs wichtigsten Energieversorger, wird in der Branche und in der heimischen Politik nach dem unfreiwilligen, vorzeitigen Abgang des langjährigen Chefs Gerhard Roiss heftig spekuliert. "Man wird sehr genau beobachten müssen, ob Gazprom oder einer der anderen russischen Riesen durch die Hintertüre hereinkommt", sorgt man sich vor allem in SPÖ-Kreisen.

Der neue Boss Rainer Seele war noch gar nicht offiziell an Bord, als OMV-Vorstand Manfred Leitner im Juni in Petersburg mit Gazprom-Boss Alexey Miller ein Memorandum of Understanding unterzeichnete. Die OMV wird sich wie berichtet an zwei neuen Strängen der Ostsee-Pipeline Nord Stream beteiligen.

Asset-Tausch

Der zweite Teil der Absichtserklärung lässt kritische Beobachter misstrauisch werden. Die Vertragspartner wollen eine Beteiligung der OMV an der Entwicklung von Fördergebieten im russischen Öl- und Gasfeld Urengoy "analysieren". Im Fall der Realisierung ist "ein möglicher Asset Tausch angedacht".

Das bedeutet, die OMV würde Teile ihrer Assets an die Russen abgeben. Eine Fremdfinanzierung des Deals kommt nämlich für die mit derzeit 4,9 Milliarden Euro verschuldete OMV nicht infrage. Und bei einer Kapitalerhöhung könnte Finanzminister Hans Jörg Schelling mit der Staatsholding ÖBIB (hält 31,5 Prozent an der OMV) wohl kaum mitziehen.

Eine Alternative wäre eine Beteiligung der Gazprom an der Raffinerie Schwechat, die man in eine Sondergesellschaft einbringen könnte. Zwar gibt es in ganz Europa Überkapazitäten bei den Raffinerien, doch ein solcher Deal würde vermutlich auf heftigen politischen Widerstand stoßen.

Die Raffinerie ist außerdem wesentlich für die Borealis. An dem Chemie-Konzern hat der OMV-Miteigentümer IPIC (Staatsfonds von Abu Dhabi) die Mehrheit, die OMV aber das Sagen. Die Abu Dhabis wollen Borealis seit langem vollständig übernehmen, scheiterten aber am hartnäckigen Widerstand von Roiss.

Offizieller Kommentar der OMV zum Thema Raffinerie: "Gerüchte kommentieren wir aus Prinzip nicht".

Apropos Gerüchte. Obendrein wird auch noch spekuliert, Gazprom könnte bei der Gashandelstochter Econgas einsteigen, an der neben der OMV noch EVN, Wien Energie und die Energie Burgenland beteiligt sind.

Abu Dhabis haben das Sagen

Die OMV-Miteigentümer vom Golf waren noch nie so stark wie derzeit, hört man derzeit aus Unternehmenskreisen. Seele sowie die beiden österreichischen Vertreter im Aufsichtsratspräsidium (Papiermanager Peter Oswald und Mitterbauer-Freund Wolfgang Berndt) würden den Abu Dhabis alleine mangels fachlichem Über- und Durchblick wenig Paroli bieten.

Der Nominierungsausschuss des Aufsichtsrates soll demnächst vom Headhunter Korn Ferry eine Auswahl an Kandidaten für die Nachfolge von Explorationsvorstand Jaap Huijskes vorgelegt bekommen. Huijskes geht 2016 freiwillig ab. Mit der Suche nach einem Nachfolger für Finanzchef David C. Davies ist Spencer Stuart beauftragt. Einen erstklassigen Upstream-Vorstand zu finden, der zeitgerecht eintreten könnte, ist freilich wesentlich schwieriger als einen Finanzmanager.

Betriebsrat dementiert Karriere-Ambitionen

Martin Rossmann, SPÖ-Mitglied und Chef des Konzernbetriebsrates, werden seit dem Vorjahr Ambitionen auf den Job von Personalchef Georg Horacek nachgesagt. Sogar die Schaffung eines zusätzlichen Vorstandsjobs wird kolportiert.

2016 stehen Betriebsratswahlen an und eine Wiederwahl ist für Rossmann keine ausgemachte Sache. Ein Wechsel ins Management würde allerdings selbst bei etlichen Parteifreunden nicht gut ankommen.

Aber Rossmann will eh nicht. "Stimmt nicht, ich habe keinerlei Ambitionen in diese Richtung", dementiert er gegenüber dem KURIER. Man darf gespannt sein.

Kommentare