Grazer Firma kühlt mit Sonne eine Schule in Arizona

Die Kollektoren an der High-School in Arizona tragen das österreichische Umweltzeichen. Verkaufsargument ist das in den USA freilich keines. Es geht um die Energiekosten.
Solid hat acht der 20 weltweit größten Solarprozesskühlanlagen gebaut.

Wenn Christian Holter im Kälteraum der Desert Mountain Highschool in Scottsdale, US-Bundesstaat Arizona, sitzt, taut er erst richtig auf. Der studierte Biologe trägt ein dunkles Sakko, auf das seine Mutter ihm eine riesige lachende Sonne aufgenäht hat. Sein Markenzeichen.

Seine Grazer Firma Solid hat laut eigenen Angaben acht der 20 weltweit größten Solarprozesskühlanlagen gebaut. "In Österreich machen wir die Kopfarbeit und überwachen die Arbeit unserer Anlagen über das Internet", erklärt Holter. Die Montage wird von Firmen vor Ort übernommen – schon allein deswegen, weil die Österreicher oft keine Arbeitsbewilligung bekommen würden.

Grazer Firma kühlt mit Sonne eine Schule in Arizona
Holter
Die Anlage der US-Highschool, zu der mehr als 4800 Quadratmeter Kollektorfläche gehören, ist die größte ihrer Art. Und sie gehört nicht der Schule, sondern der Grazer Firma, die auch einen Betreibervertrag für 20 Jahre hat. Ein gutes Geschäft. Vor einem Jahr ging die 10-Millionen-Dollar-Anlage in Betrieb, seitdem hat Solid der Schule bereits 750.000 US-Dollar für die zur Verfügung gestellte Energie verrechnet. Diese fließt in die Klimaanlage. In Scottsdale scheint die Sonne laut Statistik 312 Tage im Jahr, die Temperatur steigt bis zu 46 Grad. "Ohne Kühlung könnten wir gar nicht unterrichten", sagt der Schulleiter.

Zur Einjahres-Feier der Anlage kam nicht nur Holter nach Arizona, sondern eine ganze Delegation aus Österreich, angeführt von Agrarminister Andrä Rupprechter, der auf seiner US-Reise die Bedeutung der erneuerbaren Energie herausstreicht: "In Österreich liegt ihr Anteil bei 33 Prozent, bis zum Jahr 2030 sollen es 40 Prozent sein." In Europa ist der Markt für Solaranlagen allerdings 2008 eingebrochen. Viele kleine heimische Hersteller mussten in der Folge aufgeben, die Großen zieht es ins Ausland.

Geldsegen in USA

In den USA werden neue Anlagen vom Finanzministerium mit 30 Prozent der Anschaffungskosten gefördert. "In Kalifornien gibt es zusätzlich bis zu 800.000 Dollar vom Bundesstaat", weiß Marlon Rechberger von GreenOneTech. Die Kärntner Firma will gemeinsam mit Solid das Geschäft in Kalifornien ausbauen. Rechberger: "Es gibt rund 1000 Gebäude – Schulen, Büros, Gesundheitszentren – die für unsere Projekte infrage kommen."

Laut Holter ist der Großteil der Arbeit das Aufstellen von Finanzierungsmöglichkeiten für die Projekte. Chancen für neue Geschäfte sieht er überall, wo es heiß ist. Wie in Arizona, wo Klimaanlagen für 25 Prozent des Energieverbrauchs ausmachen. In den USA ist der Bundesstaat Kalifornien für 90 Prozent der amerikanischen Solarstrom-Produktion verantwortlich.

Wenn Arnold Schwarzenegger den Raum betritt, geht es vor allem um eines: Fotos. Selbst US-Senatoren stellen sich wie Schulbuben in der Reihe an, um ein Bild mit dem ehemaligen Gouverneur von Kalifornien zu ergattern. Nach seiner Bodybuilder-, Filmstar- und Politkarriere kämpft er heute für den Umweltschutz, dem sich auch sein Institut an der University of Southern California widmet. "In Kalifornien ist der Klimawandel schon sichtbar. Wir leiden derzeit unter der Trockenheit", sagt Schwarzenegger diese Woche in einer Diskussionsrunde mit US-Professoren und einer österreichischen Delegation, angeführt von Minister Andrä Rupprechter. Die Klimaanlagen am Institut liefen auf Hochtouren, während sich die Teilnehmer über die Notwendigkeit eines raschen Handelns in Sachen Klimaschutz einig waren.

Schwarzenegger betonte einmal mehr, dass Umweltschutz kein Gegensatz zur Wirtschaft sei. "Kalifornien hat mehr Jobs geschaffen als andere Bundesstaaten, trotzdem wir die strengsten Umweltgesetze haben." Rupprechter hakte ein, indem er heimische Firmen ins Spiel brachte: "Die Green-Tech-Industrie wächst derzeit zweistellig."

Weniger Einigkeit als bei diesem Treffen in Los Angeles ist beim UN-Klimagipfel in Paris zu erwarten, beidem sich die Dutzende Staaten auf verbindliche Ziele zur CO2-Reduktion festlegen sollen.

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