Goldfieber im Lungau
Acht Mann, zwei Maschinen, zwei Schichten: Seit Mitte August bohrt im Salzburger Lungau ein kleiner Trupp Spezialisten im alpinen Gestein. Die Gegend hier am Rotgüldensee ist idyllisch, im Hintergrund thronen Dreitausender, zum Mur-Usprung sind es nur wenige Kilometer.
Recht leise, aber beständig treiben die Bohrer ihren Stachel in die Erde. Dann und wann fahren die Arbeiter das Bohrgestänge aus und entnehmen den Bohrkern. Meterlange schmale Stangen, die in kurze Fragmente zerbrechen, aber wertvolle Informationen in sich tragen. Denn sie werden zeigen, ob und wie viel Gold hier im Berg liegt.
Die Angst vor Wirtschaftskrise und Börsencrash, und davor, dass das sauer Ersparte bald nichts mehr wert sein könnte, treibt die Menschen zum Kauf des Edelmetalls. Gold ist etwas zum Angreifen und Hineinbeißen, nichts Abstraktes wie Aktienkurse. Freilich, auch der Goldpreis unterliegt Schwankungen, gilt aber zurzeit als Krisenwährung Nummer 1.
Vor wenigen Wochen lag der Preis für die Feinunze (31,1 Gramm) bereits bei 1920 Dollar - vor drei Jahren war es ein Drittel. Derzeit schwankt der Preis um die 1650 Dollar, manche Experten prognostizieren für 2012 freilich einen Höhenflug: Bis zu 2200 Dollar könnte die Feinunze dann wert sein.
"Der Goldpreis ist auch der Motor, der hinter den Probebohrungen hier steht", erklärt der Montangeologe Werner Paar. Der 69-jährige Salzburger ist Berater für die britische Firma Noricum Gold, die sich die Bewilligung für die Bohrungen im Lungau gesichert hat.
"Das Goldvorkommen ist hier zwar nicht mit den großen Lagerstätten in Kanada oder Südafrika vergleichbar, aber das Potenzial könnte durchaus lukrativ sein", sagt Paar. "In Rotgülden gibt es seit 1354 Bergbau, vor allem wurde hier über Jahrhunderte Arsen abgebaut. Aus irgendeinem Grund hat man dabei auf die Edelmetalle vergessen."
Neu entdeckt
Stollen, Gruben und Löcher zeugen von der bergbaugeschichtlichen Vergangenheit der Gegend, und Paar ist nicht das erste Mal vor Ort: "In den 1980er-Jahren wurden eher zufällig in den alten Stollen Proben entnommen, die einen hohen Gold- und Silbergehalt enthielten. Für eine intensive Suchtätigkeit war der Goldpreis damals nicht hoch genug. Ein möglicher Abbau wäre nicht rentabel gewesen." Zumal das alpine Gelände eine Bohrung nach einem genauen Raster nicht zulässt. "Wir führen darum eine Fächerbohrung durch", erklärt Oskar Winkler, der Wiener Rechtsbeauftragte des Unternehmens. "Das ist, wie wenn ich die gespreizten Finger der Hand in den Sand stecke. So stößt man leichter auf durchgehende Adern."
Am Freitag wurden die Bohrarbeiten abgeschlossen.
Die gewonnen Bohrkerne werden halbiert, ein Teil zur Analyse ins Labor nach Irland geschickt. "In drei bis vier Wochen sollten dann die Ergebnisse vorliegen", betont Paar. "Erst dann wird feststehen, ob es wirtschaftlich Sinn macht, die goldhaltigen Erze abzubauen."
Aus Winkel, Lage und Länge der Bohrlöcher wird auch ein dreidimensionales Modell entwickelt, mögliche goldhaltige Schichten eingezeichnet. "Verlaufen die Ergebnisse zufriedenstellend, soll das Bohrprogramm im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Von einem Goldabbau sind wir aber noch Jahre entfernt."
Wie viel Geld Noricum Gold bereits investiert hat, war nicht zu erfahren. Allerdings dürften alleine die Kosten für die sechswöchigen Bohrarbeiten in Hunderttausende Euro gehen.
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