Experte: „Bei Goldpreis ist noch viel Luft nach oben“

Wer sich angesichts der vielen Krisen der vergangenen Jahre – ob Pandemie, Ukraine-Krieg oder hohe Inflation – dazu entschlossen hat, in Gold zu investieren, hat alles richtig gemacht. Denn seit 2020 hat der Kurs auf Euro-Basis in jedem Jahr zulegen können. Im Vorjahr waren es sogar 35,6 Prozent, heuer weitere 14,5 Prozent.
Dass es nicht mehr war, liegt an der aktuellen Dollarschwäche, die sich für Käufer im Euroraum des in Dollar gehandelten Edelmetalls nachteilig auswirkt. Zum Vergleich: In Dollar beträgt der Zuwachs 25,3 Prozent. „2020 haben wir eine goldene Dekade vorausgesagt. Damals sind wir milde belächelt worden“, sagt Ronald-Peter Stöferle, Co-Autor des 19. „In Gold We Trust“-Reports des Vermögensverwalters Incrementum.

Heuer wurden bereits laufend Kursrekorde gebrochen – bis zuletzt Mitte April auf knapp 3.500 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). In den vergangenen Wochen gab es einen Rückgang auf rund 3.200 Dollar. „Die Fallhöhe ist jetzt sehr groß. Der Kurs schnauft jetzt einmal durch und das ist gut“, so Stöferle. Grund für die Entwicklung sei die Entspannung im Handelsstreit. Heuer könnte es noch auf bis zu 2.800 Dollar hinuntergehen. Eine Korrektur, die für Zukäufe genutzt werden sollte, so Stöferle. „Gold ist nicht mehr auf Schnäppchen-Niveau, aber im Vergleich zu Aktien günstig bewertet.“
Mittel- bis langfristig sieht Stöferle beim Goldpreis „noch viel Luft nach oben, wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange“. 4.800 Dollar sollen es im Basisszenario bis 2030 werden. Sollte die Inflation wieder in größerem Ausmaß zuschlagen, könnten es sogar bis zu 8.900 Dollar werden. Denn Gold gilt als Inflationsschutz.
Notenbanken kaufen zu
Gründe für den anhaltenden Boom sind nach wie vor die Notenbanken, die das Edelmetall in großem Stil zukaufen. „Drei Jahre in Folge erhöhten Zentralbanken ihre Goldreserven um jeweils mehr als 1.000 Tonnen und erzielten damit einen Hattrick“, sagt Stöferle. Alleine im Vorjahr hätten die Notenbanken mehr als 100 Mrd. Dollar für Gold ausgegeben. „Zwei Drittel dieser Käufe tätigten erneut asiatische Zentralbanken. Bemerkenswert ist jedoch, dass mit Polen 2024 ein europäischer Staat die Spitzenposition einnahm.
Klassische Finanzinvestoren hätten hingegen kaum an der jüngsten Hausse teilgenommen. „Sie haben diese Rallye verschlafen.“ Aktuell würden sie im Durchschnitt nur 1 Prozent ihrer Assets in Gold besitzen. „Diese Investoren werden irgendwann aufwachen“, prophezeit der Experte. Und damit den Kurs nach oben treiben.
Und nicht zuletzt würden auch die USA für einen weiteren Auftrieb sorgen. Co-Autor Mark Valek verweist darauf, dass die Annahme, dass US-Staatsanleihen risikofrei seien, in den vergangenen Wochen erschüttert worden sei. Schwinde einmal das Vertrauen in US-Staatsanleihen, so würde Gold zum letzten Zufluchtsort aufsteigen.
Silber & Co.
Gold, Silber, Minenaktien und Rohstoffe erweisen sich laut Stöferle in fragilen makroökonomischen und geopolitischen Phasen als besonders widerstandsfähig. Er rät Goldkäufern daher zu einem geänderten Anlageverhalten. „Goldallokationen gehören grundlegend überdacht.“ So würden Minenaktien eine „brutale Underperformance“ aufweisen. Zunächst seien hier größere Titel zu bevorzugen.

Ronald Peter Stöferle.
Auch bei Silber gebe es noch viel Potenzial. „Die Entwicklung war für viele eine Enttäuschung, auch für uns.“ Der Preis legte in den vergangenen Wochen nur um rund acht Prozent zu. Die Nachfrage der Solarindustrie spreche aber für einen deutlicheren Anstieg. „Es ist alles angerichtet.“ Auch viele andere Rohstoffe hätten nicht so performt wie erwartet worden war (mit Ausnahme von Kupfer). „Rohstoffe werden immer mehr als geopolitische Waffe eingesetzt“, so Stöferle.
In ihrem Goldreport werfen die beiden Experten auch einen Blick auf Kryptowährungen. Aktuell betrage die Marktkapitalisierung von Bitcoin ein Zehntel von Gold. Bis 2030 könnte dieser Wert auf 50 Prozent steigen, so Valek. Damit würde der Kurs von aktuell rund 100.000 Dollar auf mehr als 900.000 klettern. Er rät zu einer Beimischung von 5 Prozent im Portfolio neben 15 Prozent Gold und 10 Prozent Minenaktien und Silber.
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