Gold: Der Glanz der Krisenwährung

Gold: Der Glanz der Krisenwährung
Auch wenn das Edelmetall so teuer ist wie noch nie: Wer noch kein Gold hat, muss kaufen, meinen Anlage-Experten. Der Preis erreicht täglich neue Rekordwerte.

Es geht wie im Irrenhaus zu." So beschreibt ein heimischer Anbieter von Goldmünzen und -barren, wie sehr ihm die Kaufwütigen derzeit die Türe einrennen. Nicht nur in Österreich ist die Nachfrage enorm gestiegen. Die gesamte Welt ist im Goldrausch. Mit 1813,79 US-Dollar je Feinunze (entspricht 31,1 Gramm) hat der Goldpreis dadurch in der Nacht zum Donnerstag einen neuen Rekord aufgestellt. Am Donnerstag selbst lag der Goldpreis dann nur leicht darunter.

Angst vor weiteren Kursstürzen an den Aktienbörsen und vor einer weiteren Zuspitzung der Staatsschulden-Krise sind die aktuellen Auslöser für den Run aufs Edelmetall. Es gibt allerdings auch andere Gründe für das "derzeit perfekte Umfeld für Gold", sagt Ronald Stöferle, Geldexperte der Erste Bank. So zum Beispiel die deutlich negativen Realzinsen. Zieht man von den Zinsen für sichere Anlagen wie Sparbücher die Inflation ab, ist das Ergebnis deutlich negativ. Die Kaufkraft des Ersparten schwindet also zusehends. Gold wird nachgesagt, über längere Zeiträume hinweg die Kaufkraft zu schützen.

"Bei der derzeitigen Hysterie wird der Goldpreis wahrscheinlich weiter steigen", meint Hannes Göldner, Leiter des Edelmetallhandels beim Bankhaus Schelhammer&Schattera. Auch wenn der Preis beinahe täglich Rekorde erreicht: "Wer kein Gold hat, muss
kaufen", lautet Göldners Empfehlung. Denn zehn Prozent der Veranlagung sollten jedenfalls für Gold vorgesehen sein.

Keine Spur von Preisblase

"Von einer Preisblase sind wir weit entfernt", so Stöferle trotz der Rekordjagd. Sein Argument: Große institutionelle Investoren wie Staatsfonds wären erst zu 0,15 Prozent in Gold investiert. Wenn die munter werden, steigt durch die vermehrte Nachfrage auch der Preis weiter. Seine Prognose: Bis Juni 2012 wird die Unze auf 2000 Dollar klettern. Es gibt aber auch Prognosen, die noch heuer 2500 Dollar sehen.

Längere Lieferzeiten

Gold: Der Glanz der Krisenwährung

"Alle wollen kaufen, es gibt kaum welche, die schon verkaufen wollen", berichtet Gustav Mayer, einer der Geschäftsführer des Schoeller Münzhandels, über seine Kundschaft. Und die Nachfrage ist so groß, dass sich die Kunden bereits auf längere Lieferzeiten einstellen müssen. Bei kleinen Barren zwischen fünf und fünfzig Gramm ist mit drei bis vier Wochen Lieferzeit zu rechnen. Krugerrand-Münzen (eine Unze schwer) kann Mayer erst Anfang September wieder ordern. Philharmoniker gibt es aber noch ausreichend.

Wer jetzt bestellt und die Ware erst in einigen Wochen bekommt, hat zwei Alternativen. Den aktuellen Preis jetzt fixieren (und 20 Prozent anzahlen), oder erst den dann aktuellen Preis zahlen, wenn die Ware da ist. Letzteres ist eine Spekulation darauf, dass der Kurs wieder etwas nachgibt. Ob Münzhandel, Banken oder Ögussa: Die Preise für Münzen und Barren sind sehr ähnlich und werden mehrmals am Tag an die Goldkursentwicklung angepasst. Da spielt natürlich auch eine Rolle, wie sich das Euro-Dollar-Verhältnis entwickelt hat. So kostete der 100-Gramm-Baren bei der Ögussa am Donnerstagmorgen 4099 Euro, zu Mittag waren es 4084 Euro.

Dubiose Veranstalter

Tipps von Experten für jene, die Kasse und auch Bruchgold zu Geld machen wollen: Dubiose Veranstaltungen in Hotels (Motto: "Bringen Sie Ihren alten Schmuck mit") genauso meiden wie Kaffeefahrten, die sich Gold widmen. Da werde man über den Tisch gezogen und bekomme nie die Preise, die im seriösen Handel zu erzielen sind. Und Finger weg von Goldankäufern, die den alten Schmuck nicht vor dem Kunden wiegen, sondern damit ins Hinterzimmer verschwinden.

Kursentwicklung: Die Highlights

17. März 2008
Erstmals in der Geschichte klettert der Goldpreis über die 1000-Dollar-Marke. Die Anzeichen einer Bankenkrise in den USA verdichten sich. Kurz zuvor wurde die Investmentbank Bear Stearns notverkauft.

11. September 2009
Gold setzt mit wachsenden Inflationssorgen und Erwartungen, dass der Dollar weiter an Wert verliert, zu einem dauerhaften Wert über 1000 Dollar an.

20. April 2011
Die Schuldenproblematik in den USA und in der EU spitzt sich zu, der Preis klettert über 1500 Dollar.

8. August 2011
Nach dem Verlust des Top-Ratings für die USA schießt Gold um rund 20 Dollar auf über 1700 Dollar.

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