GM manövriert sich aus Schadenersatzzahlung
Für die Hinterbliebenen jener Menschen, die durch defekte Zündschlösser im Auto ums Leben gekommen sind, war der Richterspruch von Mittwochabend in New York ein weiterer Schock: Der Autobauer General Motors (GM), dem vorgeworfen wird, die Probleme mit den Zündschlössern jahrelang vertuscht zu haben, kommt wohl ungeschoren davon. Denn aus Sicht des Richters Robert Gerber können die meisten Opfer den größten Autobauer der Welt nicht zur Rechenschaft ziehen. Und zwar, weil die Opel-Mutter im Jahr 2009 pleite war und das aus der Insolvenz hervorgegangene Unternehmen nicht für die Fehler ihrer Vorgängergesellschaft verantwortlich gemacht werden kann, so der Richterspruch. 2009 wurde der Konzern gespalten: In GM "alt" wurden die toxischen Teile geparkt, GM neu startete ohne Altlasten durch.
"Hunderte Opfer und deren Familien werden heute Abend für immer der Gerechtigkeit beraubt ins Bett gehen", kommentierte der Klägeranwalt den Richterspruch. Laut seinen Angaben wird die Entscheidung GM Haftungsansprüche von bis zu 10 Milliarden Dollar (9,45 Mrd. Euro) ersparen. Konkurrent Toyota, dem vorgeworfen wurde, er hätte klemmende Gaspedale vertuscht, kam übrigens nicht so ungeschoren davon. Der japanische Autobauer zahlte in den USA 1,2 Milliarden Dollar, um den Rechtsstreit zu beenden.
GM hatte erst Anfang 2014 2,6 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen. Viel zu spät, sagen Kritiker. Die Defekte – der Zündschlüssel sprang bei voller Fahrt auf Aus, Motor und Elektronik fielen plötzlich aus – seien den Konzernmanagern schon Jahre zuvor bekannt gewesen, so der Vorwurf.
GM gestand letztlich ein, dass durch die Pannenserie 84 Personen getötet und fast 150 weitere verletzt wurden. In 77 Fällen hat sich der Konzern auch zu Entschädigungszahlungen bereit erklärt. Für jedes Todesopfer zahlt General Motors mindestens eine Million Dollar. An ihre hinterbliebene Ehepartner und Unterhaltsberechtigten sollen je 300.000 Dollar überwiesen werden. Dazu kommen Entschädigungszahlungen für Verletzungen.
Verkaufsmotor läuft
Die Rückrufe brachten das Geschäft von GM übrigens nicht ins Stocken. Im vierten Quartal 2014 stieg der Nettogewinn im Vergleich zum Schlussquartal 2013 von 0,9 auf 1,1 Mrd. Dollar (1,04 Mrd. Euro) und übertraf damit die Erwartungen.
Kommentare