Glücksspiel: "Verbot stinkt zum Himmel"

Im Dezember 2012 schrieb das Land Kärnten die Lizenzen für das "kleines Glücksspiel" aus. Noch vor der Wahl am 3. März fiel die Entscheidung.
Ein Branchen-Experte kritisiert Quasi-Monopole. Die Politik sei "nicht in der Lage, für saubere Lösungen zu sorgen".

Das Glücksspiel ist wieder ein Wachstumsmarkt. Die Nachfrage ist inklusive Sportwetten im Jahr 2011 um zwei Prozent gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt das Branchenradar des Consultingunternehmens Kreutzer Fischer und Partner. Was nicht selbstverständlich ist. Im Jahr 2010 gab es einen Rückgang um 2,8 Prozent. Unbestritten geht es dabei um viel Geld. Die Spiel- und Wetteinsätze sind auf 14,2 Milliarden Euro gestiegen. Der Bruttospielertrag der Anbieter (Nettoumsatz abzüglich ausbezahlter Gewinne) wuchs auf knapp 1,5 Milliarden Euro.

Innerhalb der Branche gab es allerdings massive Veränderungen. Während die Lotto-Einsätze kräftig gestiegen sind, ging es mit dem kleinen Glücksspiel (Automaten) sowie Video-Lotterie-Terminals (über einen Server vernetzte Automaten) bergab. Dafür gibt es mehrere Ursachen.

SOKO Glücksspiel

Die Finanz ist in Form der SOKO Glücksspiel bei der Fahndung nach illegalen Spielautomaten durchaus erfolgreich. "Die Stoßrichtung der Finanzverwaltung funktioniert", lautet die Schlussfolgerung von Andreas Kreutzer, Chef von Kreutzer Fischer und Partner. Bisher wurden etwa 3000 Glücksspielautomaten vorläufig beschlagnahmt. Etwa 2000 illegale Automaten werde es aber wohl immer geben, ist Kreutzer überzeugt. Dazu kommt politischer Gegenwind. In Wien etwa sollen nach dem Auslaufen der Lizenzen 2015 für das Automatenspiel keine weiteren Konzessionen mehr vergeben werden.

Für Kreutzer "stinkt das Automatenverbot zum Himmel". Es sei "schäbig", dass die Politik "unter dem Deck mantel des Spielerschutzes" versuche, die Spieleinsätze in eine bestimmte Richtung zu lenken. Zumal der Spielerschutz ja verbessert werde. Wie die Zahlen belegen, wird nicht weniger gespielt. Indirekt profitiert haben von den Restriktionen Casinos und Lotterien sowie das Online-Gambling. Wobei es beim Internet-Spiel praktisch keinen Spielerschutz gibt.

Obendrein wird mehr als die Hälfte des Spieleinsatzes auf ausländischen Internet-Plattformen platziert. Kreutzer wünscht sich in diesem Bereich zusätzliche inländische Lizenzen, um den Kaufkraftabfluss über die Grenzen zu stoppen. Derzeit haben nur die Casinos Austria eine solche Konzession. Generell hat Kreutzer den Eindruck, es gehe in Österreich vor allem darum, Quasi-Monopole beizubehalten. Die Politik "schafft es nicht, für eine sauber Lösung zu sorgen". Demnächst ist das Glücksspielgesetz samt möglicher Parteienfinanzierung ein Thema im parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

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