Gewerbe -Obfrau: "Branche wurde um Jahre zurückgeworfen"

WKO Branchentalk
Heimische Gewerbe- und Handwerksbetriebe mit Umsatzminus von 7,3 Prozent im Vorjahr. Nachbesserung der Investmentprämie gefordert.

Die anhaltende Corona-Pandemie hat  die Säule der heimischen Wirtschaft, den Mittelstand, voll erwischt. Die rund 230.000 Betriebe im Gewerbe und Handwerk fielen im Vorjahr auf das Umsatzniveau von 2017 zurück, geht aus aktuellen Daten der KMU Forschung Austria hervor. Demnach schrumpfte der Jahresumsatz nominell um 7,3 Prozent auf 98 Mrd. Euro, real betrug das Minus sogar 9 Prozent.

Mehr als die Hälfte der Betriebe (54 Prozent) verzeichneten Umsatzrückgänge. Das Minus betrug im Durchschnitt 18,5 Prozent. Bei 23 Prozent blieb der Umsatz auf Vorjahresniveau, 23 Prozent meldeten Umsatzsteigerungen.

Zwei Gesichter

Betrachtet nach den einzelnen Sektoren zeigt sich ein höchst unterschiedliches Bild. Während investitionsnahe Bereichen wie Bau- und Baunebengewerbe, Tischlereien, Dachdecker oder Fliesenleger eine stabile Auftragslage hatten, gab es durch die Lockdowns herbe Umsatzeinbußen in den konsumnahen Bereichen wie Friseure, Fußpfleger oder auch Fotografen. "Die größten Rückgänge verzeichneten Ein-Personen-Unternehmen", sagt Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria.

Seitwärtsbewegung

Das erste Quartal im neuen Jahr brachte angesichts der weiter angespannten Lage bisher keine Besserung der Lage, sondern eine Seitwärtsbewegung: "Wir stagnieren auf niedrigem Niveau", fasst die Bundesspartenobfrau in der Wirtschaftskammer (WKO), Renate Scheichelbauer-Schuster, die Lage zusammen. Die gesamte Branche sei "um Jahre zurückgeworfen" worden. Allerdings führe die Pandemie zu einem "Auseinanderdriften" des Gewerbes in einen eher stabilen investitionsnahen Bereich und einen schwer getroffenen konsumnahen Bereich.

Renate Scheichelbauer-Schuster
Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster

Investitionsprämie nachbessern

Eine erfreuliche Entwicklung ist laut Scheichelbauer-Schuster die Investitionsbereitschaft. 45 Prozent der befragten Betriebe wollen heuer investieren. Viele davon würden gerne auch die staatliche Investitionsprämie nutzen, doch die Abwicklung sei nicht immer praxistauglich. So müsste derzeit das eingereichte Projekt bis 31. Mai begonnen werden, um die Förderung in Anspruch nehmen zu können. Bei größeren Investitionen müsste es die Möglichkeit gegen, Teilprojekte einzureichen, fordert die Spartenobfrau eine Nachbesserung.

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