Getreideernte: Weniger Korn ist „kein Grund zur Panik“

Getreideernte: Weniger Korn ist „kein Grund zur Panik“
Weniger Anbauflächen und höhere Getreidekurse sind kein Grund für Preiserhöhungen bei Brot und Gebäck.

Die Kurse für Weizen sind an der Lebensmittelbörse Euronext in Paris um 23 Prozent höher als im Vorjahr. Die Ursache dafür sind wetterbedingte Ernteausfälle in wichtigen Anbauländern. In den USA hat eine Hitzeperiode die Erträge schwinden lassen. In Österreich ist die Getreide-Anbaufläche auf einem Rekordtief.

Was hat das für Auswirkungen auf die Preise für Brot und Gebäck? Die genannten Faktoren haben kaum Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise in Österreich. Die Konsequenzen von Kursschwankungen an den Lebensmittelbörsen können bei einer Semmel einen Auf- oder Abschlag von einem Cent bewirken, lautet die Rechnung der Experten der Agrarmarkt Austria (AMA). Sollten Brot und Gebäck teurer werden, so müsse dies andere Ursachen haben als den Getreidepreis.

Ertragseinbußen

„Die heurige Getreideproduktion ohne Mais wird rund 2,9 Millionen Tonnen ausmachen“, lautet die Prognose von Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria. Das ist wegen der Wetterkapriolen weniger als im Vorjahr und auch weniger als im langjährigen Mittel. Inklusive Mais wird mit einer Erntemenge von 5,1 Millionen Tonnen gerechnet. Das ist gerade mal Durchschnitt.

Österreich hat erneut deutlich mehr Getreide importiert als exportiert. Kann es sein, dass in Jahren mit schlechten Ernteerträgen Mehl aus dem Ausland zugekauft werden muss? Die Antwort von Ernst Karpfinger, Vorsitzender des AMA-Fachbereichs Getreide, ist ein klares „Nein“. Die Ertragseinbußen seien „kein Grund zur Panik“. Trotz gesunkener Erträge könne der Bedarf der heimischen Mühlenindustrie sowie des Bäckereisektors „zur Gänze aus der qualitativ hochwertigen Getreideernte gedeckt werden“.

Premiumqualität

Ein Großteil der Erntemenge fällt in Österreich in die Kategorie Qualitäts- und Premiumweizen. Nur diese teueren Sorten sind für die Produktion von Mehl geeignet. Etwa 15 Prozent des Getreides gehen direkt in die Lebensmittelproduktion. Österreich produziert etwa zweieinhalb Mal so viel Spitzengetreide als für die Eigenversorgung mit Mehl notwendig ist. Die Überschüsse werden vor allem nach Italien exportiert.

Importiert wird billiges Getreide, das sich nicht zur Lebensmittelproduktion eignet. Es wird an Tiere verfüttert sowie industriell verarbeitet. Hergestellt werden Eiweiß und Stärke. Letztere wird als Bindemittel in der Lebensmittelindustrie eingesetzt oder für die Kartonproduktion genutzt.

Ein Teil der Schwankungen bei den Anbauflächen ist eine Konsequenz der Wetterkapriolen. Wegen der Trockenperioden im Frühjahr haben die Bauern in den vergangenen Jahren mehr Wintergerste und weniger Sommergerste angebaut. Doch im Herbst des vergangenes Jahres war es oft zu nass für den Anbau. Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik war der Oktober 2020 der feuchteste Oktober seit 2003. Daher sind die Anbauflächen für Wintergerste deutlich gesunken.

Weniger Gentechnik

Einen kontinuierlichen Zuwachs gab es in den vergangenen Jahren bei den Flächen für Sojabohnen. Das ist auch ein erklärtes Ziel der österreichischen Agrarpolitik. Damit soll die Abhängigkeit von gentechnisch veränderten Soja-Importen aus Südamerika verringert werden.

Der Bioanteil bei den Ackerflächen ist zwar leicht gesunken beträgt aber immer noch 20 Prozent. Die künftige Entwicklung des Biosektors in Österreich lässt sich nicht vorhersagen. Der Bioanteil in der EU soll bis 2030 von 8,5 auf 25 Prozent steigen. Das bedeutet mehr Konkurrenz und Preisdruck.

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