Gesucht: Aufsichtsspitze für die Deutsche Bank

Theodor Weimer, Chef der Deutschen Börse.
Großaktionär wünscht sich Börse-Chef Weimer als Nachfolger des Österreichers Achleitner.

Die Fondsgesellschaft Union Investment hält Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer für
einen geeigneten  Nachfolger für Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner. „Wir unterstützen die Wahl von Herrn Weimer in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Er verfügt über herausragende Branchenexpertise und genießt eine hohe Reputation“, sagte Vanda Heinen, Corporate-Governance-Expertin von Union Investment, der Nachrichtenagentur Reuters.

„Nach seinem Ausscheiden bei der Deutschen Börse wäre er aus unserer Sicht ein geeigneter
Nachfolger für Herrn Achleitner.“ Die Fondsgesellschaft ist einer der größten Anteilseigner der Deutschen Bank.

Bis Februar 2024 verlängert

Weimer wird schon länger als möglicher Nachfolger von Achleitner an der Spitze des Deutsche-Bank-Aufsichtsrats gehandelt. Doch während Achleitner schon im Mai 2022 seinen Hut als oberster Kontrolleur nehmen will, wurde Weimers Vertrag bei der Deutschen Börse im Februar bis Ende 2024 verlängert. Eine Börsensprecherin bekräftigte, solange der 60-Jährige an der
Spitze der Deutschen Börse stehe, werde er nicht Aufsichtsratschef der Deutschen Bank werden. Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme ab.

Gesucht: Aufsichtsspitze für die Deutsche Bank

Paul Achleitner, Chef des Aufsichtsrates der Deutschen Bank.

Die Frage ist, ob Weimer vorzeitig bei der Börse ausscheiden wird, um den Aufsichtsrat von Deutschlands größtem Geldhaus zu führen. Der Posten gilt als Vollzeitjob. Eine Verlängerung von Achleitners Amtszeit, der seit 2012 das Kontrollgremium der seit Jahren defizitären Bank mit ihren diversen Skandalen führt, ist schwer vorstellbar: Zahlreiche Großinvestoren machen den Österreicher für die Probleme der Deutschen Bank mitverantwortlich.

Bestens vernetzt

Achleitner und Weimer sind langjährige Weggefährten und gelten als bestens vernetzt in der Finanzwelt. Seit 2018 steht Weimer an der Spitze der Deutschen Börse. Er hat den Börsenbetreiber wieder in ruhigeres Fahrwasser geführt, nachdem sein Vorgänger Carsten Kengeter im Zuge eines Insiderhandels-Skandals gehen musste.

Wachstumskurs

Zudem hat Weimer bei Anlegern und Analysten Lob für den Wachstumskurs der Börse geerntet, die ihr Geschäft auch durch mehrere Übernahmen ausgebaut hat. Vor seiner Zeit bei der Deutschen Börse war Weimer Vorstandschef bei der UniCredit-Tochter HypoVereinsbank sowie Partner bei der US-Investmentbank Goldman Sachs, bei der auch Achleitner einige Jahre verbracht hat.

Union Investment ist ebenso wie die Fondsgesellschaft Deka dagegen, dass Weimer neben der Deutschen Bank auch in das Kontrollgremium von Knorr-Bremse einzieht. „Solange Herr Weimer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Börse ist, sollte er nur ein zusätzliches Mandat wahrnehmen, um sich nicht dem Vorwurf der Ämterhäufung auszusetzen“, sagte Heinen. „Daher werden wir seine Wahl in den Aufsichtsrat von Knorr-Bremse nicht unterstützen.“

Ausstieg bei FC Bayern

Weimer soll auf der Hauptversammlung des Lkw- und Bahnzulieferers am 30. Juni neben Knorr-Bremse-Hauptaktionär Heinz Hermann Thiele und dem früheren Airbus-Chef Thomas Enders gewählt werden. Mit seiner Wahl will Weimer sein Amt als Aufsichtsrat beim FC Bayern niederlegen.

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