Herkunftsbezeichnungen: Mehr Heu mit der Milch

Herkunftsbezeichnungen: Mehr Heu mit der Milch
Lebensmittel: Erleichterung bei EU-Herkunftsbezeichnungen soll Bauern mehr Geld bringen.

Bei Champagner gibt es kein Absatzproblem. 2014 stieg der Umsatz auf 4,5 Milliarden Euro. Ein Grund dafür ist der konsequente Markenschutz. Was nicht aus der Champagne kommt, darf nicht als Champagner verkauft werden. Vorgegeben ist die Herkunft der Trauben, die Herstellungsmethode und die Region, wo der Schaumwein produziert wird. Champagner ist gemäß den EU-Vorgaben eine "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.). Das freut die Marketingprofis. Geschützte regionale Spezialitäten verkaufen sich gut.

Nachholbedarf

EU-weit gibt es derzeit insgesamt 1500 Herkunftsangaben wie etwa Parmaschinken. Österreich hat mit lediglich 15 geschützten Herkunftsbezeichnungen Nachholbedarf.

"Bisher sind österreichische Lebensmittelverarbeiter vielfach aufgrund der aufwendigen Bürokratie bei der Nutzung der geschützten Bezeichnungen gescheitert", beschreibt der Generalsekretär des Raiffeisenverbandes, Andreas Pangl, das Problem. "Mit den neuen Regeln wird es einfacher möglich sein, die geschützten EU-Herkunftszeichen anzumelden."

Dafür sorgt das vergangen Woche im Parlament beschlossene Gesetz über Qualitätsregeln in der EU. Derzeit sind noch das Gesundheits-, Wirtschafts- und das Landwirtschaftsressort beim Herkunftsschutz von Lebensmitteln involviert. Das Verfahren ist kompliziert und dauert lange. Die Einreichung des Herkunftsschutzes bei der EU läuft über das Patentamt. Dort sitzen die Profis für Produktschutz. Ab 2016 sind nur mehr das Patentamt und ein Beirat im Landwirtschaftsministerium zuständig. Das vereinfacht die Verfahren und erleichtert die Einreichung.

Marktdruck

Die Reform ebne den Weg für weitere geschützte Bezeichnungen, lautet die frohe Botschaft von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter. "Dies ist besonders in Zeiten des erhöhten Marktdrucks ein wichtiges Ziel." Vor allem für die Milchbauern und Schweinezüchter sind die extrem niedrigen Preise existenzgefährdend. Daher gibt es Bemühungen, auch für Heumilch eine geschützte Bezeichnung zu bekommen. Dass die Kühe keine vergorenen Futtermittel bekommen, ist ein Verkaufsargument. Bei der Heumilch ist aber nicht die Region entscheidend, sondern das Herstellungsverfahren. Möglich ist daher die Eintragung als "garantiert traditionelle Spezialität" (g.t.S). Unter dieser Bezeichnung wird auch Mozzarella verkauft.

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