Geschäftsleute heben immer ab

Geschäftsleute lassen sich durch Wirtschaftsflauten nicht vom Reisen abhalten
Es wird nicht gespart – und das Smartphone soll immer mehr Jobs übernehmen.

Österreich ist schon allein wegen seiner Größe ein exportorientiertes Land – Geschäftsreisen gehören damit für viele zum Geschäft. "Auch bei schlechter Konjunktur wird gereist", sagt Hanno Kirsch, Geschäftsführer von Air Plus Austria, einem der global führenden Anbieter von Bezahl- und Abrechnungslösungen für Geschäftsreisen. Dasselbe gelte für die Schweiz und Deutschland. Wenn schon gespart wird, dann bei internen Meetings, aber nie bei Fahrten zum Kunden, so seine Einschätzung.

Im Vorjahr konnte man Flüge übrigens relativ günstig buchen. "In Österreich sind die Ticketpreise im ersten Halbjahr 2016 um durchschnittlich fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen, weltweit um sechs Prozent", rechnet Hanno Kirsch, Chef von Airplus-Austria, vor. Als Gründe nennt er den gesunkenen Ölpreis so wie den international raueren Konkurrenzkampf.

Laut der Airline-Organisation IATA könnte Österreich übrigens vom Brexit-Chaos profitieren. Die Flugrechte müssen neu geregelt werden. Laut Guardian haben EU-Beamte britische Airline-Manager bereits darauf vorbereitet, dass sie ab 2019 innereuropäische Flüge nur noch anbieten können, wenn sie ihren Sitz in die EU verlagern. Easyjet denkt schon über einen Österreich-Sitz nach.

Währenddessen geht in Österreich jeder zweite Reisemanager davon aus, dass die Reisebudgets heuer höher ausfallen werden. Es werde nicht mehr so rigide gespart wie zuletzt, zudem könnten die Preise wieder anziehen, schätzen Experten.

Essen ohne Bezahlung

Fix ist schon jetzt, dass Geschäftsleute auf Reisen so wenig administrativen Aufwand wie möglich haben wollen. Damit ergeben sich für AirPlus neue Geschäftsfelder. Am Frankfurter Flughafen wird etwa eine smarte Parkkarte getestet: Diese öffnet nicht nur den Schranken in der Garage, sondern erledigt auch Administratives. Sie erkennt, bei welcher Firma der Geschäftsmann im Auto arbeitet und zu welchen Konditionen er sein Auto in der Parkgarage stellt. Die Verrechnung erfolgt über das hinterlegte Programm.

Automatische Abrechnungen werden auch für Geschäftsessen getestet. "Sie betreten das Restaurant, Ihr Smartphone nimmt Kontakt mit dem Kassensystem auf, zeichnet die Bestellungen automatisch auf und übernimmt auch die Bezahlung", erklärt Roland Kern, Geschäftsführer von AirPlus International. "Man kann dann auch hinterlegen, mit wem das Essen stattgefunden hat." Für Chefs wohl auch interessant: Die Einhaltung der Compliance-Vorschriften wird auch gleich überwacht.

Auch die so genannte Sharing Economy – also Plattformen wie Airbnb oder Uber – kommt im Geschäftsreisen-Business an. Nicht zufällig hat Airbnb bei der größten Tourismusmesse der Welt, der ITB in Berlin, einen Stand in der Geschäftsreisen-Halle bezogen. Immer mehr Mitarbeiter von Klein- und Mittelbetrieben steigen in Airbnb-Unterkünften ab. Auch der Fahrtenvermittler Uber schert auf die Überholspur aus. Vor allem in Entwicklungsländern, sagt Kern. "Aus Sicherheitsgründen, weil der Anbieter dokumentiert, wer wann in welches Auto steigt." AirPlus verhandelt daher verstärkt Kooperationen mit solchen Plattformen. Kern: "Vieles steckt in den Kinderschuhen. Aber künftig werden über Smartphone-Apps viele Realtime-Services möglich sein." Etwa die Info, wie viel Zeit der Reisende aktuell für Sicherheitskontrollen und den Weg zum Gate kalkulieren muss.

Frisch aufgeschnittener Schinken, dazu ein Fassbier – direkt zum Sitz serviert. Das war in den 1960er-Jahren das Highlight für Fluggäste in der 1. Klasse. Heute müssen sich die Airlines schon deutlich mehr einfallen lassen, um an Passagiere zu kommen. Zum Beispiel Sitze mit eingebauter Heizung und Massagefunktion um 70.000 Euro das Stück.

Das Ringen um die heuer voraussichtlich rund vier Milliarden Passagiere weltweit findet natürlich nicht nur in der First Class, sondern auch in der „Holzklasse“ statt. Auf der Hamburger Messe Aircraft Interiors Expo, die noch bis heute läuft, dreht sich alles um das Innenleben, das im Durchschnitt bei jedem Flieger bis zu seiner Verschrottung fünf Mal komplett ausgetauscht wird. Airliner können hier die neuesten Sitze ausprobieren. Oder bestaunen, wie sich die graue Küchenzeile in eine hippe Getränkebar verwandeln lässt. Eine andere Spielerei: Per Knopfdruck lassen sich die Motive an den Innenwänden der Kabine ändern, vom Bergpanorama bis zur Unterwasserwelt.

Offen ist, wie viel der Neuheiten sich die Airlines leisten (können). Der Preisdruck ist nach wie vor hoch. Vor allem auf der Kurzstrecke müssen die Airlines mehr Menschen pro Flugzeug transportieren, um wirtschaftlich zu fliegen, betonte der Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg. Dass es auf jeden Zentimeter ankommt, müssen die Passagiere nicht einmal merken. Auf kurzen Flügen wird immer weniger Essen ausgegeben, das spart Platz in der Küche.

Ein Trend in der Technik: Die Lufthansa stattet ihre Maschinen mit dem „Board Connect Portable“ aus. Der Fluggast streamt das Bordprogramm direkt auf sein Handy oder Tablet. Displays an der Decke oder in der Rückenlehne gibt es keine mehr. Das spart Geld, auch für die Wartung der Technik.

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