Gesalzene Preise für Pfeffer

„Indien exportiert so gut wie gar nichts mehr“: Erwin Kotányi aus dem gleichnamigen niederösterreichischen Betrieb.
Pfeffer kostet zweieinhalb Mal so viel wie im Jahr 2012 – Russland ist Sorgenkind für Kotányi.

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der Pfeffer, der in Ihrer Küche steht, in Vietnam gewachsen ist. Das südostasiatische Land liefert rund 60 Prozent des weltweiten Export-Pfeffers. Andere einst große Lieferanten haben dagegen kaum mehr ein Korn für den Export übrig, weil mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Konsum im eigenen Land stark gestiegen ist. "Indien exportiert so gut wie gar nichts mehr", weiß Erwin Kotányi, Chef des gleichnamigen niederösterreichischen Gewürzherstellers.

Alle schauen auf Indien

Trotzdem sind die Augen der Bauern und Händler nach wie vor auf Indien gerichtet, weil dort die traditionelle Pfefferbörse ist, die vorgibt, in welche Richtung die Preise gehen.

Selbst die Bauern, von denen viele in den vergangenen Jahren gut verdient haben, würden ständig auf ihren Smartphones checken, wie hoch ihre schwarzen Körner gerade im Kurs stehen, sagt Kotányi. Da Pfeffer gut haltbar ist, haben einige, die über Lagerhallen verfügen, auch kein Problem damit, die Ernte zu lagern, bis die Preise weitersteigen. "Die aktuellen Preise stehen in keiner Relation zu den Herstellungskosten", findet Kotányi, der jährlich 2000 Tonnen Pfeffer kauft.

In den vergangenen Jahren wurden Teuerungswellen oft mit schlechten Ernten, dem Wegfall von Anbauflächen (weil es in einigen Ländern lukrativer war, Pflanzen für die Energiegewinnung anzubauen) sowie mit der anziehenden Nachfrage argumentiert. Das alles spielt freilich mit, kann die Ausschläge aber nur teilweise erklären. Das Angebot hält sich mit der Nachfrage nach wie vor in der Waage, sagen Experten.

Dennoch schnalzen die Preise kräftig nach oben. Derzeit wird Pfeffer zum 2,5-fachen Preis von 2012 gehandelt. Allein in den vergangenen zwölf Monaten schossen die Preise um ein gutes Drittel in die Höhe und damit auf einen Rekordstand.

"Derzeit sind alle von den Exportziffern von Vietnam verunsichert", erklärt Kotányi. Das Land hat demnach bereits 90.000 seiner heuer 150.000 geernteten Tonnen Pfeffer ausgeführt. Die Frage ist nun, ob die Käufer diese Riesenmengen horten oder weiterreichen.

In der Branche kursieren Gerüchte, dass arabische Länder spekulativ gekauft haben. Das alles treibt den Preis weiter an. "Sprünge von zehn, zwanzig Prozent sind schon fast normal", sagt Kotányi. Mit 30.000 Tonnen im Jahr spielen die Brasilianer bei Pfeffer in der Top-Liga. Kotányi schätzt, dass das Angebot aus Brasilien – derzeit vor allem Lieferant für die USA – angesichts der aus Herstellersicht attraktiven Preise zunehmen wird. Allerdings dauert es drei bis vier Jahre, bis die Ernte von neuen Pflanzen eingefahren werden kann.

Ob Gewürze bald auch im Supermarkt teurer werden, bleibt abzuwarten. Pfeffer gilt jedenfalls als Leitwährung für das ganze Sortiment. Heuer gab es bereits Preiserhöhungen (rund sieben Prozent). Wie es 2015 weitergeht, ist offen.

Gewürze für Russland

Sorgen macht Kotányi auch sein größter Exportmarkt – Russland. Rund zwanzig Prozent des Unternehmensumsatzes – im Vorjahr 138 Millionen Euro bei einer Exportquote von 70 Prozent – erwirtschaftet Kotányi in Russland. "Wir produzieren alles in Österreich, da haben wir natürlich mit der Rubel-Abwertung keine Freude." Auch die Debatte um mögliche Sanktionen seitens der EU seien für sein Geschäft "nicht förderlich".

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