Gerodete Waldfläche: Wer will Ohlsdorf haben?

Gerodete Waldfläche: Wer will Ohlsdorf haben?
Umstrittenes Großprojekt mit angekündigten bis zu 800 Jobs, jetzt Mietersuche über Online-Plattform willhaben, heftige Kritik von Neos („Multiorganversagen“) und Grünen

Der Online-Marktplatz „willhaben“ ist nicht gerade die typische Plattform für industrielle und logistische Großprojekte. Umso bemerkenswerter ist das Inserat eines großen Maklers für Gewerbeimmobilien, das dieser Tage dort aufpoppte.

Gesucht werden Mieter für den heftig umstrittenen Standort Ohlsdorf/Ehrenfeld nahe Gmunden in Oberösterreich. Aufgeteilt auf drei Baukörper würden bis zum vierten Quartal 2024 rund 82.000m2 vermietbare Hallenfläche errichtet, heißt es. Der Standort soll auch kleinen Mietern schmackhaft gemacht werden, ab 3000m2 wäre man dabei.

Sieht so die professionelle Entwicklung eines Vorzeige-Projekts mit 600 bis 800 neuen Arbeitsplätzen aus?

„Kein schlechter Scherz, sondern bittere Realität“, sagt Neos-Landwirtschaftssprecherin Karin Doppelbauer und kritisiert ein „Multiorganversagen aller beteiligten Institutionen“. Es sei vollkommen absurd, dass ÖVP-Landesrat Markus Achleitner noch vor Kurzem behauptet habe, er könne die Aufregung nicht verstehen, schließlich erhalte Ohlsdorf dadurch einen „Leitstandort mit Hunderten Arbeitsplätzen“.

NATIONALRAT: DOPPELBAUER

Karin Doppelbauer, Neos: "Der Wald ist weg"

„Der Wald ist auf jeden Fall weg, die Fläche ist versiegelt und der Grund verkauft. Jetzt will ihn offenbar keiner, sonst müsste man das Gebiet nicht notgedrungen auf eine Online-Plattform stellen“, argumentiert Doppelbauer.

Der grüne Umweltlandesrat Stefan Kaineder empört sich über die Entwicklung eines „einst angekündigten Leitstandortes zum Leidstandort“.

Die Umwidmung sei durch die Gemeinde Ohlsdorf erfolgt, das Land OÖ habe als Aufsichtsbehörde nur geprüft, „ob das Widmungsverfahren für das Betriebsbaugebiet rechtskonform abgelaufen ist, was auch der Fall war“, kontert Achleitner.

Für die Verwertung „ist das Land OÖ in keiner Weise zuständig“. Grundsätzlich seien Widmungen der Gemeinden immer vorsorglich, erst dann erfolge die Verwertung, das sei bei Bauland für Wohnbau genauso wie für Flächen für Betriebsansiedlungen.

Eigentümer der Flächen ist seit dem Vorjahr die belgische VGP Group, ein Familienkonzern, der Logistik-Immobilien und Industrieparks betreibt. VGP erwarb die mehr als 18 Hektar Wald um knapp 30 Millionen Euro von der EVG Ehrenfeld Verwertungs GmbH, die dem Alt-Industriellen und ÖVP-Großspender Hans Asamer, 87, sowie dessen Sohn Kurt gehört. Die Asamers hatten das Gebiet von den staatlichen Bundesforsten und einem Privaten erstanden und gerodet. Das Gelände wurde für den Käufer „baureif“ gemacht, Auflage für die Umwidmung war eine Aufforstung in der Nähe.

Der große Profiteur des Deals ist Schotterbaron Asamer, der dabei Millionen verdiente, der KURIER berichtete. Der Rechnungshof untersucht derzeit den Part der Bundesforste in einer gesonderten Gebarungsprüfung. Profitiert hätten weder Bürgerinnen noch die Republik und schon gar nicht die Umwelt, "sondern vor allem der einzelne, gut vernetzte Investor und Spekulant mit bestem Draht zur ÖVP", wettert Doppelbauer.

Im konkreten Fall sei die Widmung von Ehrenfeld II eine Erweiterung des bereits bestehenden Betriebsbaugebietes Ehrenfeld I gewesen, meint Achleitner. Der Standort weise zudem eine direkte Anbindung an Autobahn und Bundesstraße auf. Das forstwirtschatliche Amtsgutschten hatte die Umwidmung und die Rodung des Geländes abgelehnt.

Die VGP Group zog es vor, die Anfrage des KURIER nicht zu beantworten.

andrea.hodoschek

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