Frauen treten im Job oft noch auf der Stelle

Gut gebildet, schlecht bezahlt: Für viele Frauen noch immer Realität
In einem Vergleich von 114 Ländern liegt Österreich hinter Südafrika und Nicaragua.

Die schlechte Nachricht zuerst: Dass Männer und Frauen gleichgestellt sind, werden wir nicht mehr erleben. Vielleicht unsere Kinder, wohl eher deren Kinder. Denn wenn es so weitergeht wie bisher, schließt sich die Lücke erst in 118 Jahren, orakelt der Global Gender Gap Report 2015 des Weltwirtschaftsforums (WEF).

Der liefert auch ein aktuelles Länder-Ranking dazu. Österreich belegt Platz 37, hinter Nationen wie Südafrika, Nicaragua, Ruanda oder Burundi. Das ist einen Platz schlechter als noch im Vorjahr.

Der WEF schaut sich seit zehn Jahren an, wie sich die Chancengleichheit in Gesundheit, Bildung, Wirtschaft und Politik in 145 Ländern entwickelt. So schneidet Südafrika (Platz 17) gut ab, weil hier besonders viele politische Entscheidungsträger weiblich sind. Die USA haben dagegen acht Plätze eingebüßt (aktuell Rang 28), weil zuletzt mehr Ämter an Männer vergeben wurden und die Lohnschere weiter aufgegangen ist. Die gleiche Entwicklung zeigt Nicaragua, das sich deswegen aus den Top-10 verabschieden musste. Dagegen ist Ruanda aufgerückt, wegen politischer und wirtschaftlicher Verbesserungen, so das WEF.

Lohnschere geht auf

Die Länder starten von sehr unterschiedlichen Niveaus und entwickeln sich unterschiedlich schnell. Obwohl in 97 Ländern – darunter Österreich – mehr Frauen als Männer studieren, machen sie in nur 68 Ländern die Mehrheit an Fachkräften aus und in nur vier Ländern haben sie die Mehrheit an Führungspositionen. In 22 Prozent der 145 untersuchten Länder ist die Lohnschere zwischen Männern und Frauen sogar weiter aufgegangen. "Frauen verdienen heute so viel wie Männer vor einem Jahrzehnt", heißt es im WEF-Bericht. Zumindest hat die Zahl der Frauen, die einer Erwerbsarbeit nachgehen, in den vergangenen zehn Jahren weltweit um 250 Millionen zugenommen.

In Rankings zur Gleichstellung von Mann und Frau schneiden die nordischen Länder traditionell am besten ab. Den aktuellen Gender-Gap-Report führt Island an, gefolgt von Norwegen, Finnland, Schweden und Irland.

In Österreich gilt zwar im Bereich Bildung und Gesundheit Chancengleichheit (wie in etwa zwei Dutzend anderen Ländern auch), bei den Stellenbesetzungen und Verdienstaussichten in Wirtschaft und Politik sieht es aber weniger rosig an. Bei der Gleichstellung in der Wirtschaft belegt Österreich im Länderranking nur Platz 52, in der Polit-Auswertung Rang 39.

Als Vorzeigeländer bei der Partizipation von Frauen in der Politik zählen übrigens Bolivien, Slowenien, Nicaragua, Island und Frankreich sowie Italien und die Schweiz. Sie haben zwischen 20 und 35 Prozent der Kluft bei der politischen Geschlechtergleichheit geschlossen.

Laut OECD haben sich binnen zehn Jahren in 103 der 109 untersuchten Länder die Chancen für Frauen verbessert – die größten Fortschritte gab es in Lateinamerika, Europa lag im Mittelfeld. Als unrühmliche Ausnahmen am Weg zur Chancengleichheit nennt das WEF Sri Lanka, Mali, Kroatien, die Slowakische Republik, Jordanien und den Iran.

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