Geldwäsche: Schwarze Rubel in Österreich

Reiche Russen schleusten fast 20 Milliarden Euro Schwarzgeld in die EU
Kleine, meist völlig ahnunglose Händler und Firmen waren die Empfänger von russischem Schwarzgeld.

"Moskau - London - Gänserndorf". So titeln Journalisten des Organized Crime and Corruption Reporting Projects ihre jüngsten Recherchen im Internet. Ein Pensionisten-Ehepaar, das am Ortsrand von Gänserndorf lebt, soll – wahrscheinlich ohne es zu wissen – für Beratungsleistungen mit russischem Schwarzgeld bezahlt worden sein.

Es ist einer von 88 Fällen in Österreich, in denen über ein gigantisches Geldwäschenetzwerk weiß gewaschenes Geld geflossen sein soll. Darunter ein Vier-Sterne-Hotel in Lech und eine Wiener Privatschule.

Insgesamt sollen Russen von 2010 bis 2014 rund 20,7 Milliarden Dollar (19,2 Milliarden Euro) Schwarzgeld in die EU geschleust haben. In Österreich landeten davon allerdings nur 4,2 Millionen Euro.

Die Russen haben für diese Schleuse ein ausgeklügeltes System erfunden. Die Beteiligten: zwei britische Scheinfirmen, eine Bank in Lettland, korrupte Richter in Moldawien. Der Waschanleitung: Eine der beiden britischen Scheinfirmen gab der anderen – nur auf dem Papier – einen Millionen-Kredit. Dafür bürgte ein Strohmann aus Moldawien und eine Firma in Russland. Sie hatte das Schwarzgeld, das gewaschen werden soll. Die britische Scheinfirma zahlte den Kredit nicht zurück. Die beiden Bürgen gingen vor ein Gericht in Moldawien. Dort urteilten vermutlich bestochene Richter, dass der Russe zahlen müsse. Er überwies das Schwarzgeld auf die moldawische Moldincombank. Sie leitete das Geld an die britische Scheinfirma, die ihr Bankkonto bei der lettischen Trasta Komercbank hatte. Das Geld war weiß gewaschen, die Russen konnten munter einkaufen – über 32 Bankkonten auch in Österreich. Firmen und Privatpersonen wurden auf diese Weise mit russischem Schwarzgeld bezahlt.

Schwierige Ermittlung

Die Gesetze zur Vermeidung von Geldwäsche wurden zwar stetig verschärft, sie gelten aber nur für Banken, Juweliere, Immobilientreuhänder und Rechtsanwälte. Sie alle müssen prüfen, aus welchen Quellen das Geld ihrer Kunden stammt. Hegen sie Verdacht, müssen sie die Behörden informieren. 2150 mal war das 2016 in Österreich der Fall. Zu Verurteilungen kommt es aber selten – 2016 etwa in nur 36 Fällen.

Das brachte Österreich Kritik der Financial Action Task Force on Money Laundering (FATF) ein. Die Ermittlungsbehörden würden sich bei der Aufklärung zu stark darauf konzentrieren, aus welchen Quellen das Gelkd stammt. Diese zu eruieren sei aber meist unmöglich.

Kommentare