"Geldwäsche-Regeln sollen für Bitcoin gelten"

OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny
Notenbanken, EU-Kommission und Politik wollen Kryptowährungen an eine kürzere Leine nehmen.

Wirklich besorgt ist Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), nicht, wenn er an den rasanten Kursaufschwung von Bitcoin denkt. "Eine Gefahr würde ich nur sehen, wenn viele Menschen Bitcoin auf Kredit kaufen", sagt er. Dass aber die vielen Bitcoin-Vertriebsfirmen keinerlei Regeln unterworfen sind, hält er für falsch.

"Wir plagen die kleinsten Sparvereine mit Geldwäsche-Auflagen. Da wäre es eigenartig, Bitcoin außer Acht zu lassen", betont Nowotny. Nicht der Kursanstieg oder der Start von Terminkontrakten auf Bitcoin am Montag dieser Woche stehe im Fokus von Aufsehern, Politik und EU-Kommission, sondern Geldwäsche und illegale Finanzflüsse. Das Debüt von Bitcoin an der Futures-Börse in Chicago zog am Montag allerdings weltweite Aufmerksamkeit auf sich. Gleich nach Handelsstart zog der Kurs um 22 Prozent auf 18.850 Dollar an.

In Österreich sieht Nowotny noch ein Spezialproblem. "Offenbar sind unsere Regeln laxer als jene in Deutschland. Daher werden besonders viele Bitcoin-Vertriebsfirmen hier gegründet", sagt er. Das soll sich bald ändern. Österreich werde sich an die deutschen Vorschriften angleichen müssen".

Gefahren-Herde

Die wahren Risiken für die Stabilität des Finanzmarktes vermutet die OeNB in anderen Bereichen. Risiko eins verbirgt sich hinter den ex-trem niedrigen Zinsen. Das Ende der Tiefzinspolitik der Europäischen Zentralbank könnte zu größeren Kreditausfällen führen. Dass die Österreicher bei der Kreditaufnahme vermehrt zu Fixzinsen greifen, hält die OeNB für positiv. Schon ein Drittel der Wohnbaukredite ist fix verzinst. Zudem gehen die Fremdwährungskredite stetig zurück.

Risikofaktor zwei liegt in den Immobilienmärkten. Auch wenn sich der Preisanstieg dank hoher Neubautätigkeit heuer eingebremst hat, wirft die OeNB weiterhin ein wachsames Auge auf die Entwicklung der Wohnungs- und Häuserpreise.

Risiko Nummer drei liegt in den hohen Bewertungen von Aktien. Weil aber die Österreicher ihr Geld lieber am Sparbuch liegen lassen als in Wertpapiere zu stecken, sei dieses Problem in Österreich relativ klein, meint Nowotny. Außerdem habe die Wiener Börse noch immer Nachholbedarf gegenüber ausländischen Börsen. Von den Kursen des Jahres 2007 sei man noch weit entfernt.

Nummer vier ist ein relativ neuer Riskofaktor: der Klimawandel. "Es geht um die ökologische Nachhaltigkeit der Finanzanlagen", erklärt Nowotny. Das sei insbesondere für Versicherungen wichtig, aber auch für Großunternehmen und Banken. Die OeNB werde im Frühjahr gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität eine Tagung zu diesem Thema abhalten. Als letzter Risikofaktor bleiben die heimischen Banken. "Sie stehen vor wirklich großen Herausforderungen, obwohl ihre Kapitalbasis sehr gut ist", sagt der OeNB-Gouverneur. Denn die FinTechs würden den Banken das einfache Geschäft abnehmen. Und die Banken blieben auf den schwierigeren Geschäften, mit denen sie kaum verdienten, sitzen.

Die Kosten der Banken seien noch immer zu hoch, weitere Konsolidierung sei unumgänglich. Derzeit überdecken geringe Kreditausfälle das schlechte Geschäft mit Sparern und Kreditnehmern.

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