Geht’s den Mitarbeitern gut, ...
Wir wollen die Familienfreundlichkeit zu einem Markenzeichen der österreichischen Wirtschaft entwickeln. Damit werden die Unternehmen attraktiver für Fachkräfte und erzielen betriebswirtschaftliche Vorteile, weil die Mitarbeiter-Motivation steigt und die Krankenstände sinken“, sagt Wirtschafts- und Familienminister Reinhold Mitterlehner jüngst bei der Zertifikatsverleihung des Audits Beruf und Familie. 55 besonders familienfreundliche Unternehmen, Hochschulen und Pflegeinstitutionen wurden ausgezeichnet, der Wirtschaftsminister hat für Österreich die Vision „zum familienfreundlichsten Land Europas zu werden“.
Für die Mitarbeiter
Nicht ohne Hintergedanken. Corporate Social Responsibility (CSR), also soziale Verantwortung in Unternehmen für die Mitarbeiter, ist ein wichtiger Faktor beim Recruiting geworden. Auch das Halten guter Mitarbeiter wird in Zeiten des Fachkräftemangels zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Das bestätigt auch Andrea Langmann, Vizerektorin der Medizinischen Universität Graz, die sich heuer in den Auditprozess begeben hat. „ Wir stellen eine breite Palette an Kinderbetreuungsangeboten zur Verfügung, auch in den Ferien“. Das Angebot werde gut angenommen, ebenso wie die spezielle Anlaufstelle namens kinderCAMPUSbüro, wo Informationen zum Thema Vereinbarkeit eingeholt werden können.
Auch Alexander Handl, Personalleiter der Generali Versicherung, weiß um die Wirkung familienfreundlicher Maßnahmen. „Wir haben als Versicherung hier schon eine gewisse Tradition, sind uns aber gewusst, dass wir bei diesem Thema dranbleiben müssen.“
Vielfalt
Die Maßnahmen sind so vielfältig wie die Firmen, die sie umsetzen. Sie reichen von flexiblen Arbeitszeitmodellen und Telearbeitsplätzen über eigene Angebote für die Kinderbetreuung und die Ferienbetreuung bis hin zu gesundheitsfördernden Maßnahmen gegen Stress, ungesunde Lebensweise und Burn-Out. Auch die psychologische Betreuung für Mitarbeiter in Krisen wird immer öfter angeboten.
Die Firmen und Institutionen, die auf ihre familienfreundliche Ausrichtung achten, profitieren wirtschaftlich von den Maßnahmen. 270 Unternehmen sind bereits dabei, mehr als 150.000 Mitarbeiter kommen also damit bereits in den Genuss familienfreundlicher Maßnahmen. Erwiesen ist, dass es in diesen Unternehmen 23 Prozent weniger Krankenstandstage, zehn Prozent weniger Fluktuation, eine neun Prozent kürzere Karenzdauer und elf Prozent mehr Motivation gibt.
KURIER: Wieso kommt dieses Audit bei den Betrieben so gut an?
Reinhold Mitterlehner: Wer die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert, wird attraktiver für qualifizierte Mitarbeiter und verschafft sich Wettbewerbsvorteile.
Der Auditprozess dauert drei Jahre und ist viel Aufwand.
Es ist nicht nur ein Signal nach außen, sondern auch nach innen. Es hält Know-how im Unternehmen und verringert Recruiting-Kosten.
Wie profitieren die Mitarbeiter?
Sie profitieren im Familien- und im Arbeitsleben. Wissen die Eltern ihre Kinder gut versorgt, sind sie konzentrierter und motivierter bei der Arbeit. Familie und Karriere dürfen kein Widerspruch sein.
Kann eine Auszeichnung ein Wettbewerbsvorteil sein?
Definitiv. Wie wir aus der Wirtschaft wissen, schauen gerade qualifizierte Frauen bei der Jobsuche immer öfter darauf, ob ein Unternehmen familienfreundliche Maßnahmen anbietet. Das Zertifikat ist eine gute Auszeichnung, um diesen Wettbewerbsvorteil nach außen sichtbar zu machen.
Erkennen Österreichs Firmen die Wichtigkeit des Humankapitals für die Zukunft?
Ja, das zeigt doch auch die steigende Zahl der von uns zertifizierten Unternehmen. Eine familienfreundliche Personalpolitik bringt ein positives Image als attraktiver Arbeitgeber und man hebt sich dadurch im Wettstreit um die besten Köpfe gegenüber den Mitbewerbern ab. Inzwischen haben bereits rund 270 Unternehmen unser Audit umgesetzt.
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