Gefährdeter Meer-Wert
Wäre der Ozean ein Staat, wäre er die siebtgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Ein Report der Boston Consulting Group und der Natur- und Umweltschutzorganisation WWF beziffert die Vermögenswerte der Weltmeere mit mindestens 24 Billionen US-Dollar (22,4 Billionen Euro). Die Bruttoproduktion der Meere liegt demnach bei 2,5 Billionen US-Dollar und wäre so nicht viel kleiner als das Bruttoinlandsprodukt großer Volkswirtschaften wie Großbritannien oder Frankreich (jeweils 2,9 Billionen US-Dollar).
In die Berechnung der Wirtschaftsmacht der Meere fließen direkte Erträge aus der Fischerei, dem Tourismus, der Schifffahrt oder auch aus dem Küstenschutz und der Biotechnologie ein (siehe Grafik).
Nicht eingerechnet wurden dagegen Geschäfte rund um Offshore-Windenergie oder die Förderung von Öl und Gas. Die Erträge der Meere, die zwei Drittel der Erdoberfläche abdecken, drohen aber zu erodieren. 90 Prozent der weltweiten Fischbestände sind überfischt oder bis an ihre Grenzen befischt, geht aus dem Report hervor. Und das ist nur ein Teil des Problems.
"Nur noch halb so viele Korallenriffe wie noch in den 1970er-Jahren"
"Es gibt nur noch halb so viele Korallenriffe wie noch in den 1970er-Jahren", sagt Georg Scattolin, Meeresschutzexperte des WWF. Hält die Erwärmung und Versauerung der Meere weiter an, droht bis zum Jahr 2050 die komplette Zerstörung der Korallenriffe, die aufgrund ihrer Artenvielfalt als ,Tropische Regenwälder der Meere‘ gelten. Zudem sind sie als Wellenbrecher ein Küstenschutz, ähnlich den Mangroven. Auch deren Bestand schwindet. Laut einem UN-Bericht sogar drei bis fünf Mal so schnell wie tropische Wälder. Abgeholzt werden die Mangroven auch für die industrielle Produktion von Shrimps oder Garnelen. Konsumenten in Europa, die sich bewusst für zertifizierten, nachhaltig produzierten Fisch entscheiden, können so zum Schutz der Meere beitragen, betont Scattolin. "Es geht nicht um Verzicht, sondern um bewussten Konsum."
Schutzgebiete
2015 ist für den Schutz der Meere ein entscheidendes Jahr, weil bei der UN-Generalsversammlung im September die Nachhaltigkeitsziele festgelegt werden. Der WWF fordert die Vereinten Nationen auf, bis 2020 mindestens 10 Prozent der marinen Lebensräume zu Meeresschutzgebieten zu erklären. Bisher sind nicht einmal zwei Prozent der Meere geschützt, einen großen Teil davon nehmen die Küsten der Antarktis ein.
Oft scheitert der Schutz der marinen Lebensräume an den wirtschaftlichen Interessen der Länder. So müssen beispielsweise Fischerflotten, die in einem bestimmten Gebiet Nutzungsrechte haben, abgegolten werden. In vielen Naturschutzgebieten wird das Problem so gelöst, dass die Nutzungsrechte in Form von Zahlungen für die Nichtnutzung abgegolten werden.
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