Gebäck lockt Kunden an

Was kaufen? Zu den Einflüsterern junger Konsumenten gehören verstärkt Blogger
Die Branche setzt mehr um – vor allem dank der Diskonter.

Die Diskonter Hofer und Lidl ziehen ein Netz von Backshops über das Land und heizen damit den Wettbewerb an. Es kommen mehr Leute in die Läden, der Umsatz steigt. Auch weil Kunden neben dem Semmerl gern – geplant oder ungeplant – noch zum Saft und zum Schokoriegel greifen. Das spiegelt auch die Handelsbilanz 2015 wider, die erstmals seit vier Jahren ein hauchdünnes reales Umsatzplus (0,3 Prozent) ausweist. "Getragen wird das Plus vom Lebensmitteleinzelhandel, die Dynamik kommt eindeutig von Diskontern", sagt Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria.

Gebäck lockt Kunden an
Dass die Österreicher plötzlich mehr Brot und Gebäck essen, nur weil es ein paar Backshops mehr gibt, darf aber bezweifelt werden. Die Umsätze wandern nur vom Bäcker zum Diskonter ab. "Derzeit spüren wir das vor allem im ländlichen Bereich, wo die Leute die neuen Backshops ausprobieren", sagt Josef Schrott, Obmann der Bäckerinnung. Er selbst hat eine Bäckerei in Wien und fühlt sich von der Entwicklung "nicht so betroffen, weil es die Backshops hier schon länger gibt". Das Minus des Bäckers ums Eck spiegelt die Handelsbilanz nicht wider – es fällt in die Statistik der Gewerbebetriebe. Auch die Großpleite von Zielpunkt ist nicht in der Handelsbilanz 2015 – die zu einem Drittel von Lebensmittelhändlern geprägt ist – enthalten. Sie wird sich erst im ersten Quartal 2016 niederschlagen.

Nominell sind die Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel im Vorjahr um 3,2 Prozent gestiegen, um die Inflation bereinigt um 2,4 Prozent. "In krisenhaften Zeiten bleiben die Menschen lieber zuhause, kochen mehr und kaufen damit auch mehr Lebensmittel ein", sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Dass sich die Branche antizyklisch entwickelt, habe sich auch in der Krise 2008/09 gezeigt. Zudem hätte der heiße Sommer die Getränke- und Eisumsätze in die Höhe getrieben, sieht sie mehrere Faktoren für das gute Ergebnis.

Weniger gut gelaufen ist es bei Händlern von Elektrogeräten (real -1,4 Prozent), die unter sinkenden Preisen und der steigenden Konkurrenz der Onlinehändler leiden. Den Kleidungs- und Schuhhändlern hat im Vorjahr das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht (realer Umsatzrückgang von 0,4 bzw. 3,3 Prozent). Gittenberger: "Es war das halbe Jahr zu heiß oder zu kalt. Ein zweistelliges Minus im August konnte der Schuhhandel im Gesamtjahr nicht mehr aufholen." Mit den gleichen Problemen hatten Sportartikelhändler zu kämpfen.

Optimismus

Über alle Branchen hinweg ist der stationäre Handelsumsatz im Vorjahr nominell um 700 Millionen Euro oder 1,1 Prozent auf 66,3 Milliarden Euro gestiegen. Deutlich dynamischer entwickelt sich der Online-Handel mit einem Plus 7,7 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Allerdings sind in der Statistik die Webkäufe der Österreicher bei ausländischen Plattformen wie Amazon oder Zalando nicht enthalten. Laut Handelsobmann Peter Buchmüller sind die meisten seiner Branchenkollegen für 2016 optimistisch: "76 Prozent gehen von einem stabilen Geschäftsverlauf aus, nur 14 Prozent von einer Verschlechterung."

Der Weihnachtsumsatz 2015 wird von der KMU Forschung Austria übrigens mit 1,63 Milliarden Euro beziffert – ein zartes Plus von 0,5 gegenüber dem Jahr zuvor.

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