Garantiezins für Lebens-Polizzen schmilzt auf ein Prozent

Garantiezins für Lebens-Polizzen schmilzt auf ein Prozent
Der Abschluss einer Lebensversicherung vor Jahresende lohnt sich. 2016 wird der Garantiezins reduziert.

Die extrem tiefen Zinsen machen Österreichs Lebensversicherungen zu schaffen. Denn in der Vergangenheit haben sie den Kunden garantierte Zinsen bis zu vier Prozent pro Jahr – und das bis Ablauf der Versicherung – versprochen. Am Kapitalmarkt sind so hohe Zinsen nur zu verdienen, wenn hohe Risiken eingegangen werden.

Damit die die heimischen Versicherungen nicht in riskante Veranlagungen laufen, hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) eine Bremse eingezogen: Ab 2016 dürfen Lebenspolizzen nicht mehr als ein Prozent Garantie versprechen. Derzeit gibt es noch 1,5 Prozent garantierte Verzinsung. Wer also heuer noch eine Lebensversicherung abschließt, bekommt noch diese höhere Garantie auf die gesamte Dauer seines Versicherungsvertrages.

Zusätzlich verpflichtet die Aufsicht die Assekuranzen, einen Sicherheitspolster auszubauen, aus dem im Notfall die Garantien gezahlt werden können.

1,5 Milliarden Euro müssen die in Österreich ansässigen Lebensversicherer bis 2021 in die so genannte Zinszusatzrückstellung stecken. Gefüllt wird diese Rückstellung zum einen aus dem Gewinnanteil, der für Aktionäre vorgesehen wäre. Zehn Prozent des Gewinns der Lebensversicherungen geht bisher in die Ausschüttung an die Eigentümer. „Das wird es in den nächsten Jahren nicht mehr geben“, betont FMA-Vorstand Helmut Ettl.

Aber auch all jene, die eine Lebenspolizze haben, werden zum Aufbau dieses Sicherungspolsters beitragen müssen. Ein Teil ihrer Gewinnanteile wird laut Vorgaben der Aufsicht nämlich in diese Rückstellungen fließen. Der Gesamtertrag (Garantiezins plus Gewinnanteil) der Lebenspolizzen wird dadurch geschmälert.

Wenn die Versicherungen mit ihren Kapitalveranlagungen in Anleihen und andere Wertpapiere den Garantiezins nicht erwirtschaften, müssen sie Geld aus den Rückstellungen verwenden. Wenn die Marktzinsen wieder steigen, können die Assekuranzen die Rückstellungen reduzieren. Derzeit müssen die heimischen Lebensversicherer im Durchschnitt über alle Polizzen 2,7 Prozent Garantiezins erwirtschaften. Das geht nur dank alter Anleihen, die noch hoch verzinst sind. Wenn diese ablaufen, müssen die Versicherer in neue Anleihen mit den aktuell tiefen Zinsen investieren, was Ertragsprobleme bringen könnte.

Beliebt trotz Tiefzins

Die Österreicher bleiben der klassischen Lebensversicherungen trotz der niedrigen Garantiezinsen treu. Allein im ersten Halbjahr 2015 stiegen die Prämienzahlungen in klassische Lebensversicherungen um 10,9 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. „Die Menschen bevorzugen niedrige Erträge gegenüber hohen Risiken“, sagt Ettl. 2016 gibt es für die Versicherten aber auch einen Vorteil: Die Versicherungen müssen die Gebühren deutlich ausweisen.

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