Für Intensivfälle: Autobauer sollen Beatmungsgeräte herstellen
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie suchen Regierungen weltweit Verbündete, um dringend benötigtes medizinisches Gerät herzustellen. Vor allem Beatmungsmaschinen werden dringend benötigt, um Menschenleben zu retten.
Da die Hersteller solch hochspezialisierter Geräte ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben, läuft die Suche nach alternativen Produzenten. In den USA soll ein Gesetz aus Kriegszeiten eingesetzt werden, das es dem Präsidenten erlaubt, die Industrie dafür heranzuziehen. Viele Konzerne mussten ohnehin vorerst ihre Produktion einstellen.
Die Behörden hoffen, dass diese nun ihr Wissen über Design und den 3D-Druck preisgeben und ihre Lieferketten öffnen, um die Spitäler etwa mit neuen Beatmungsgeräten zu versorgen. Besonders groß ist die Not in Italien, das als Epizentrum der Pandemie gilt. In italien sind inzwischen mehr Menschen an der Lungenkrankheit gestorben sind als in China.
Autobauer in der Pflicht
"Wir sprechen mit Fiat Chrysler, Ferrari und (dem Zulieferer) Marelli, um herauszufinden, wie sie uns helfen können", sagt Gianluca Preziosa, Chef des italienischen Herstellers von Beatmungs- und Wiederbelebungsgeräten, Siare Engineering.
Ferrari wäre einem Insider zufolge dazu bereit, solche Geräte in seiner Fabrik in Maranello herzustellen, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Der Plan: Ingenieure von Fiat Chrysler und Ferrari sollen sich bei der Produktion von Beatmungsmaschinen ihre Expertise zur Verfügung stellen. "Präzisionsfräsen und die 3D-Drucktechnik könnten bei der Herstellung komplexer Teile helfen", sagte Rene-Christopher Wollmann, Programm- und Plattformleiter beim Autodesigner Pininfarina.
Tesla ist bereit
In den USA hat sich das Weiße Haus eingeschaltet und spricht mit General Motors und Ford darüber, was sie dazu beitragen können, um die Produktion von Beatmungsmaschinen auszuweiten. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Detroiter Autofabriken umgerüstet würden, um einer nationalen Krise zu begegnen. Während des Zweiten Weltkriegs hatten Ford, GM und Chrysler den Bau von Autos eingestellt und ihre Fabriken für den Bau von Flugzeugen, Panzern und anderen Waffen umgestellt.
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, er werde sich auf ein Gesetz aus der Zeit des Korea-Krieges aus 1950er Jahren berufen. Es würde ihm quasi unter Kriegsbedingungen erlauben, Ressourcen der Industrie zu mobilisieren, um die Produktion von Atemschutzgeräten, Beatmungsmaschinen und anderer medizinischer Ausrüstung auszuweiten. Ford-Chef Jim Hackett kündigte vor Mitarbeitern an, der Konzern sei zum Bau von Beatmungsgeräten bereit.
GM-Chef Mary Barra sprach über das Thema mit Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow. Der US-Elektroautobauer Tesla sieht sich dazu bereits in der Lage: "Wir stellen Beatmungsgeräte her, wenn es einen Mangel gibt", schrieb Unternehmenschef Elon Musk in einem Tweet.
Auch Großbritannien bündelt Kräfte zur Herstellung von medizintechnischem Gerät. Mehr als ein halbes Dutzend Firmen habe innerhalb weniger Tage bereits einen Prototypen gebaut, dessen Qualität nun geprüft werde, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock der BBC. An die Unternehmen gerichtet ergänzt er: "Wir brauchen so viele, wie Sie nur herstellen können."
Die Idee, Autobauer für die Lieferung medizintechnischer Geräte einzusetzen, entstand in China. Dort produziert der Elektroautobauer BYD seit Kurzem täglich fünf Millionen Gesichtsmasken und 300.000 Flaschen mit Desinfektionsmitteln.
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