Fünf Gründe für die Trendwende am Arbeitsmarkt
Erstmals seit fünf Jahren sinkt die Arbeitslosenquote in Österreich wieder, sogar in Wien. Ende März waren inkl. Schulungsteilnehmer rund 430.000 Menschen ohne Job, um 1,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Das Frühlingserwachen auf dem Arbeitsmarkt kommt nicht überraschend, zumal sich schon in den vergangenen Monaten eine leichte Entspannung abzeichnete. Die wichtigsten Gründe dafür sind:
Konjunkturlüfterl: Die Wirtschaftsforscher haben es kürzlich bestätigt: Mit der Wirtschaft geht es wieder bergauf. Für heuer wird ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent erwartet. Auch wenn es sich dabei erst um Prognosen handelt: Der Optimismus ist zurückgekehrt, es wird wieder investiert.
Mildes Wetter: Der frühlingshaft milde und sonnige März nützte vor allem der Baubranche, wo die traditionelle Winterarbeitslosigkeit heuer eine wesentlich geringere Rolle spielte als zuletzt. Das schöne Wetter lockte auch viele Touristen zum Frühlings-Skilauf in die Wintersportgebiete. Dass dort der Rückgang weniger stark ausfiel hängt mit dem "Oster-Effekt" zusammen. Im Vorjahr war Ostern im März.
Fehlende Fachkräfte Um Aufträge abarbeiten zu können, rekrutiert vor allem die Industrie die Baubranche deutlich mehr Personal als im Vorjahr. Die Zahl der offenen Stellen ist mit 53.000 auf ein Rekordniveau. Die starke Nachfrage führt dazu, dass auch weniger qualifizierte Arbeitskräfte wieder einen Job finden. Viele Unternehmen klagen bereits wieder über Fachkräftemangel. Dazu kommt, dass wegen des Geburtenrückgangs weniger Junge auf den Arbeitsmarkt nachkommen. Die Jungendarbeitslosigkeit geht schon seit Monaten zurück.
Ost-Arbeitskräfte Nicht nur in Österreich zieht die Konjunktur an, auch in den osteuropäischen Nachbarländern, insbesondere in Ungarn. Besonders in den Industrieregionen Westungarns, der Slowakei und Tschechiens herrscht bereits seit Monaten akuter Fachkräftemangel, was sich wiederum positiv auf die Löhne auswirkt. Ein Blick auf die Beschäftigungsstatistik in Burgenland und Steiermark zeigt: Die Arbeitskräfte-Migration aus den östlichen Nachbarländern lässt daher etwas nach; jene aus Rumänien und Bulgarien hingegen nicht.
Flüchtlings-Effekt Im März des Vorjahres stieg die Arbeitslosigkeit vor allem wegen der hohen Anzahl an Flüchtlingen, die neu zum AMS kamen. Dieser „Flüchtlings-Effekt“ hat sich über die Monate etwas abgeschwächt. Weil viele Asylberechtigte noch nicht fit für den Arbeitsmarkt sind und etwa Deutschkurse besuchen, findet sich der Großteil in der Schulungsstatistik. Die Zahl der Schulungen nahm im Jahresvergleich deutlich zu, insbesondere in Wien udn Kärnten mit zwölf Prozent.
Trotz der positiven Entwicklung bleibt die Lage der Arbeitslosen über 50 Jahre und Langzeitarbeitslosen unverändertr schwierig. Hier soll die von der Regierung in Angriff genommene Beschäftigungsaktion 20.000 bei Bund, Länder und Gemeinden für Abhilfe sorgen.
Der Arbeitsmarktlage hat sich im März aufgehellt: Im Vorjahresvergleich ist die Arbeitslosigkeit (Arbeitslose und Schulungsteilnehmer) um 1,8 Prozent gesunken. Insgesamt 430.758 Personen (inklusive Schulungsteilnehmer) hatten keinen Job. Arbeitslos gemeldet waren Ende März 354.072 Personen, ein Rückgang um 3,7 Prozent und damit der deutlichste Rückgang der letzten fünf Jahre.
Die nationale Arbeitslosenquote sank um 0,4 Prozentpunkte auf 8,9 Prozent. Unverändert hoch blieb die Quote bei Älteren mit 10,1 Prozent. Der deutliche Anstieg gemeldeter offener Stellen um 44,5 Prozent auf 53.142 zeige den weiterhin positiven Trend nach steigender Arbeitskräftenachfrage, so das Sozialministerium am Montag. AMS-Chef Johannes Kopf sprach in einem Statement von einer Trendwende.
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