Front gegen höheres Frauenpensionsalter

G. Heinisch-Hosek (SP), 4 von 5 Die Frauenministerin kämpft unter dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“ für mehr Lohn-Gerechtigkeit: Sie initiierte den Online-Gehaltsrechner, setzte Gehaltsangaben in Stelleninseraten und Einkommensberichte in großen Unternehmen durch. Eine Kraftprobe waren für Heinisch-Hosek, die auch für den öffentlichen Dienst zuständig ist, die Beamtengehaltsverhandlungen. Da blieb sie (relativ) hart.
Gleichstellung: Frauenministerin Heinisch-Hosek fürchtet steigende Arbeitslosigkeit durch eine Anhebung des Pensionsalters bei Frauen.

Gegen eine vorzeitige Anpassung des Frauenpensionsalters an das der Männer formiert sich Widerstand: Am Mittwoch argumentierten Vertreterinnen von Frauenorganisationen und die ÖGB-Frauenchefin Brigitte Ruprecht, warum eine Anpassung vor 2024 weder in ein Sparpaket passe, noch der Geschlechtergerechtigkeit entspreche. Prinzipiell sei es unverständlich, warum Frauen für die Folgen der Schuldenkrise aufkommen sollen. Ruprecht sagte, zur Debatte stehe eine Erhöhung 2016 oder 2017. Per Verfassungsgesetz gilt bisher seit 1992, dass das Pensionsalter ab 2024 pro Jahr um sechs Monate steigt, bis 2033 auch für Frauen 65 gilt.

 

Einkommen

Hauptgrund für die Ablehnung ist der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern, der sich in niedrigeren Pensionen niederschlage. So betrug die durchschnittliche Pensionshöhe der Frauen im vergangenen Jahr 786 Euro, die der Männer 1288 Euro brutto pro Monat. Obwohl Frauen um fünf Jahre länger leben als Männer, liege ihr gesamter Pensionsbezug bei 300.000 Euro, der der Männer bei 400.000 Euro. Zudem gingen Frauen mit 57 Jahren drei Jahre vor dem gesetzlichen Alter in Pension, Männer mit 59 Jahren aber um sechs Jahre früher.

Marion Breiter, die Vertreterin des Netzwerks der Frauen- und Mädchenberatungsstellen, warnte vor steigender Arbeitslosigkeit. „Wir wissen von vielen Frauen, die ab 45 Jahren als zu alt gelten und keine Arbeit mehr finden. Wird das Antrittsalter erhöht, steigt die Frauenarbeitslosigkeit, was wieder niedrigere Pensionen bringt.“

Dass Frauen länger arbeiten wollten, dies aber durch das Antrittsalter von 60 oft durch Kündigung verhindert werde, treffe nur auf eine Minderheit von Frauen zu, „die gut bezahlte, interessante Jobs haben“.

Realität

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), die ebenfalls gegen die vorzeitige Anpassung ist, freut sich über die Frauenfront: „Diese überparteiliche Allianz vertritt mehr als eine Million Frauen und kennt die Lebenswirklichkeit älterer Arbeitnehmerinnen sehr gut.

Diese Lebenswirklichkeit wird leider oft ignoriert und stattdessen so getan, als würden die Jobs für ältere Frauen auf der Straße liegen. Die Realität sieht anders aus, das hat die Frauen-Allianz heute klargestellt und darüber bin ich dankbar.“ Die Politik müsse jedenfalls mehr gegen Arbeitslosigkeit vor der Pension tun. „Da ist auch die Wirtschaft gefragt, Vorschläge zu liefern.“

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