Frag den Minister: Die Nöte des Obstbauern und der Turteltaube

Frag den Minister: Die Nöte des Obstbauern und der Turteltaube
Norbert Totschnig beantwortete in einem Hörsaal der Universität für Bodenkultur 90 Minuten lang Fragen von Studierenden, Professoren und Landwirten.

Es gibt kaum Antworten, die der Minister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft nicht mit einer Zahl unterfüttern kann. Norbert Totschnig war fünf Jahre lang Direktor des Bauernbunds und sechs Jahre Assistent der Abgeordneten Agnes Schierhuber im Europäischen Parlament. Das hat ihn nachhaltig geprägt.

Wussten Sie, dass es in Österreich 28.000 Kilometer Radwege gibt, 74 Landwirtschaftliche Fachschulen mit 13.000 Studierenden, 1,4 Millionen Hektar verlorene landwirtschaftliche Nutzflächen seit dem Jahr 1960?

Zwar rätselt eine Gruppe Studierender nach 90 Minuten „Frag den Minister“, ob denn alle soeben gehörten Zahlen richtig sein können, doch auch sie applaudieren am Ende der KURIER-Veranstaltung mit Chefredakteurin Martina Salomon als Moderatorin hörbar.

Frag den Minister: Die Nöte des Obstbauern und der Turteltaube

„Eine schwierige Frage“

Es hat sich im großen Hörsaal TÜWI 01 an der Peter-Jordan-Straße in Döbling ein interessantes 130-köpfiges Gemenge aus treuen Lesern, Studierenden, Professoren, Bauern sowie an Umweltfragen Interessierten eingefunden. Das Spektrum der Fragen ist weit wie die Themen im Ressort des Ministers.

Norbert Totschnig punktet im Auditorium auch mit Antworten wie „Das ist wirklich eine schwierige Frage“ oder „Das kann ich nicht konkret sagen“ (Frage zur Gefährdung der Turteltaube in Österreich) oder „Ein völlig berechtigtes Anliegen“.

Dieses Anliegen verpackte ein Professor für Gewässerökologie in eine Frage, mit dem Hinweis auf Studien, wonach sechzig Prozent der Lebewesen, die in heimischen Gewässern leben, inzwischen auf Roten Listen stehen.

Frag den Minister: Die Nöte des Obstbauern und der Turteltaube

Manchmal bekennt der Minister auch klar Farbe. Auf die Frage einer Studentin, ob er sich für ein Bundesjagdgesetz ausspricht, hält er fest: „Das Jagdgesetz ist gut bei den Ländern aufgehoben, dort soll es auch bleiben.“

Der Forderung der Lobby der Mountainbiker, mehr Forststraßen für sie freizugeben, kann er ebenso wenig abgewinnen: „Dass man mit einem E-Bike bis zum letzten Stein fahren kann, das sehe ich jetzt auch nicht.“ Sowohl die Wälder als auch deren Lebewesen benötigten Ruhe.

Apropos Wald: Die Frage eines angehenden Forstwirts, ob die EU einen Kommissar für Forstwirtschaft einsetzen wird, verneint der österreichische Ressortchef nicht, sieht dafür aber keine Mehrheit in Brüssel. Deshalb bilde man seit dem Vorjahr mit den ebenso waldreichen Ländern Schweden, Finnland und Slowenien eine Allianz als „For Forest Group“.

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Vage bleiben muss der Minister bei Fragen von Professoren zum geplanten Ausbau der Biodiversität: „Wir sind dafür, dass wir das weiter ausbauen. Die Weiterentwicklung unterstützen wir.“ Zahlen nennt er dazu nicht.

Hörbar emotional dann der Hilferuf eines Obstbauern aus dem Mittelburgenland. Zwar hätten sich beide Söhne bereit erklärt, den Betrieb weiterzuführen. „Aber wenn die Preise so bleiben ...“ Mehr bringt der Bauer nicht mehr raus. Der Minister bittet, nicht aufzugeben: „Wir haben auch eine ganze Reihe von steuerlichen Erleichterungen geschaffen.“

Nicht ausgespart bleiben im Hörsaal die Reizthemen Glyphosat und Tierwohl versus Vollspaltenboden. Dazu Norbert Totschnig: „Die Bilder sind oft nicht auszuhalten.“ Doch habe er Hoffnung: „Es gibt ein Umdenken und Betriebe, die sich bemühen.“

Am Ende ein Kompliment der Chefredakteurin an das Publikum: Es gab etliche, auch kritische Fragen, aber keine einzige, die aggressiv vorgebracht worden war.

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