Wann pendelt sich das in Europa wieder ein?
Prognose wage ich keine. Ich fürchte, dass es den ganzen Sommer über dort, wo es zu wenig Personal gibt, Probleme geben wird. Es ist ein Strukturproblem. Wir müssen daraus lernen, dass europäischer gedacht wird. Wir müssen Bestimmungen vereinheitlichen, Abläufe weniger kompliziert machen. Man müsste den Mut haben, auf europäischer Ebene die Sicherheitskontrolle etwas abzuspecken, das würde die Durchlaufzeit in Flughäfen reduzieren.
Was ist Ihr Tipp für jemanden, der fliegen will?
Ehrlich gesagt, ich würde die Hotspots meiden, also Frankfurt, Amsterdam, London-Heathrow. Und ich würde Routen suchen, die diese Probleme aussparen. Dann kann man schon ohne größere Turbulenzen reisen.
Die Auslastung am Flughafen Wien liegt aktuell bei 80 Prozent. Wie geht es mit der dritten Piste weiter?
Wir haben eine vom Höchstgericht bestätigte Genehmigung. Die ist unanfechtbar. Es wird jetzt zu einer deutlichen Verzögerung kommen, weil durch die Pandemie der Wiederaufbau im Flugverkehr einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Man muss sich aber vor Augen führen, dass auf der Welt noch nicht einmal jeder fünfte lebende Mensch jemals in einem Flugzeug gesessen ist. Das heißt, wenn man perspektivisch auf 2030/40/50 schaut, dann wird es zu einer globalen Verdreifachung oder Vervierfachung der Flugpassagiere kommen.
Wie sehen Sie da die Bedeutung des Flughafen Wiens?
Wir sind ein wesentlicher Teil einer modernen Infrastruktur. Die Möglichkeit, die Welt von Wien aus zu erreichen, ist für die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes unabdingbar.
Seit 1. Juli sind Sie auch Aufsichtsratschef der ÖBAG. Was ist Ihre Mission?
Die ÖBAG verwaltet Beteiligungen, die zu Recht als das Familiensilber der Republik gelten. Die Hauptaufgabe ist es, den Wert dieser Beteiligungen zu steigern und die rund 150.000 Arbeitsplätze zu sichern.
Die ÖBAG hatte mit Thomas Schmid eine turbulente Vergangenheit. CEO Edith Hlavati ist hingegen sehr ruhig. Ein Weg, das Image wieder zu reparieren?
Ich glaube, der Neubeginn ist jetzt abgeschlossen. Man muss aber schon dazu sagen: Die Probleme, die es gab, die gab es aus Themen, die vor der ÖBAG-Zeit waren und die außerhalb der ÖBAG passiert sind. In der ÖBAG selbst ist der Wert der Beteiligungen in den vergangenen 18 Monaten um 10 Milliarden Euro gestiegen. Da hat die Arbeit trotz allem gut funktioniert.
In der ÖBAG sind auch Energieunternehmen. Es wird aktuell viel über Energieautarkie geredet, auch über Preisdeckel. Wie ist dazu Ihr Standpunkt?
Man muss zwischen den unternehmerischen Entscheidungen einer Aktiengesellschaft und politischen Rahmenbedingungen unterscheiden. Letzteres entscheidet die Politik. Man muss den Unternehmern dann aber die Möglichkeit geben, die betriebswirtschaftlich richtige Entscheidung im Interesse der Aktionäre und Kunden zu treffen. Das ist natürlich ein Spannungsfeld. Man sollte Ziele klar vor Augen haben, um dann von den vielen Instrumenten, die sinnvoll sind, auszuwählen. Entlastung ist wünschenswert, aber auf welchem Weg das gelingen kann, darüber muss man diskutieren.
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