Herkulesaufgabe Job-Integration
Heute Flüchtling, morgen auf Jobsuche. Das AMS bereitet sich auf Maßnahmen für zumindest 35.000 zusätzliche Asylberechtigte im kommenden Jahr vor. Dabei handelt es sich um Flüchtlinge, deren Asylverfahren bereits positiv abgeschlossen ist. Nur sie dürfen uneingeschränkt arbeiten. Was genau ist geplant und wer zahlt das alles? Der KURIER fasste die wichtigsten Fragen zur Job-Integration zusammen:
Wie viele Flüchtlinge sind derzeit arbeitslos?
Ende Oktober waren 19.669 Asylberechtigte beim AMS vorgemerkt, dabei handelt es sich um bereits länger in Österreich befindliche, anerkannte Flüchtlinge, die meisten davon sind Syrer und Afghanen. Rund 5000 befinden sich in Schulungen.
Wie werden die Qualifikationen festgestellt?
Nach Meldung beim AMS durch einen Kompetenzcheck (bisher nur in Wien). Dabei geht es auch darum, wie Abschlüsse anerkannt werden können. 2016 soll es die Checks österreichweit geben.
Was macht das AMS mit den Flüchtlingen und wie viel kostet das?
Drei Viertel aller vom AMS bezahlten Maßnahmen betreffen Deutschkurse oder sonstige Qualifizierungen. Der Rest sind Förderungen für Beschäftigungsprojekte am sogenannten zweiten Arbeitsmarkt. Die Ausgaben beliefen sich im Vorjahr auf 44 Mio. Euro, heuer bis August waren es bereits 32 Mio. Euro.
Werden Kurse für Inländer gekürzt, weil zusätzliche Gelder für Deutschkurse benötigt werden?
Arbeitslose berichten, dass es in Wien derzeit schwer ist, bestimmte Kurse finanziert zu bekommen. Die Statistik zeigt: Die Zahl der inländischen Kursteilnehmer sinkt stark, während jene bei den Ausländern, insbesondere aus Nicht-EU-Ländern, stark steigt (siehe Grafik). Das AMS dementiert solche Umschichtungen, sondern verweist auf den allgemeinen Sparkurs bei gewissen Kursmaßnahmen.
Bekommt das AMS mehr Geld für die Flüchtlinge?
Ja. Ab 2016 fließen zusätzlich 50 Millionen Euro aus passiven Budgetmitteln (Arbeitslosengeld) zum AMS, in Summe stehen 300 Millionen Euro mehr zur Verfügung als 2015. Die gesamten Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik betragen im nächsten Jahr 1,5 Mrd. Euro.
Ab wann gibt es überhaupt Deutschkurse?
Das AMS bietet sie erst den vorgemerkten Asylberechtigten an. Für Asylwerber in der Grundversorgung gibt es Deutschkurse von Ländern, Gemeinden, Hilfsorganisationen oder privaten Einrichtungen. Der Bedarf ist weit größer als das Angebot.
Jugendlichen Flüchtlingen soll der Zugang zur Lehre erleichtert werden. Wie soll das gehen?
Asylwerber bis 25 Jahre können in Österreich nun auch in Mangelberufen eine Lehre beginnen und nicht mehr nur in Berufen mit Lehrlingsmangel. Vor allem offene Tourismus-Lehrstellen in Westösterreich sind im Visier. Betriebe, die Lehrlinge mit Integrationsschwierigkeiten einstellen, erhalten eine Förderung. Zehn Millionen Euro gibt es dafür zusätzlich.
Was genau ist das freiwillige Integrationsjahr?
Nach Vorbild des Freiwilligen Sozialen Jahres können Asylberechtigte ab 2016 bei Hilfsorganisationen, z. B. in der Flüchtlingsbetreuung, ein Jahr lang "Zivildienst" leisten. Dabei sollen sie auch Deutsch lernen, die Vermittlung in den Arbeitsmarkt ist jederzeit möglich. Das Sozialministerium rechnet mit 1000 Teilnehmern pro Jahr.
Geschlecht
Drei Viertel der beim AMS vorgemerkten Asylberechtigten sind Männer, bei den Schulungsteilnehmern sind es rund 80 Prozent. Die meisten sind zwischen 25 und 44 Jahre alt (55 Prozent), 28 Prozent sind Jugendliche unter 25 Jahre, nur 16 Prozent sind älter als 45.
Qualifikation
82 Prozent der im September vorgemerkten Flüchtlinge haben höchstens einen Pflichtschulabschluss. Rund 15 Prozent verfügen über eine dem österreichischen Lehrabschluss vergleichbare oder höhere Ausbildung. Syrer sind etwas besser qualifiziert als Afghanen. Zwei Drittel aller Asylberechtigten (13.300) sind in Wien registriert. Der Flüchtlings-Anteil an allen beim AMS gemeldeten Arbeitslosen inkl. Schulungen beträgt derzeit 4,8 Prozent.
Kommentare