Flüchtiger Wirecard-Vorstand Marsalek angeblich in Russen-Spionage involviert
Einen Verdacht gab es schon länger, doch jetzt kommen brisante Details ans Tageslicht. Der frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek soll einen hochkarätigen Spionage-Krimi verwickelt sein. Das berichtet das Nachrichten Magazin Der Spiegel. Konkret soll Marsalek "von Russland aus einen Agentenring in Großbritannien finanziert und angeleitet zu haben. Das geht aus heute in London vorgelegten Gerichtsdokumenten hervor".
"Demnach habe Marsalek sich zwischen dem 30. August 2020 und dem 8. Februar 2023 verschworen, um Informationen zu sammeln, die direkt oder indirekt nützlich für einen Feind sind und damit dem Interesse und der Sicherheit des Staates schaden", zitiert Der Spiegel aus einem Dokument. "Die Taten sollen auch außerhalb Englands und Wales stattgefunden haben."
Laut BBC soll es sich um fünf Personen handeln, die bereits Anfang Februar festgesetzt wurden. Ausgangsbasis dafür sollen umfangreiche Erkenntnisse des britischen Inlandsgeheimdienst MI5 gewesen sein. Die Londoner Polizei bestätigte die Festnahmen. Die Verdächtigen sitzen seit Monaten in U-Haft.
"Am heutigen Dienstagvormittag wurde ihnen vor dem Amtsgericht in Westminster die Anklage wegen Verschwörung zu Spionageaktivitäten verlesen", berichtet Der Spiegel. Die Beschuldigten sollen sich laut Sunday Times als Journalisten getarnt haben.
Schon im Februar sollen die Ermittler bei Hausdurchsuchungen an die 20 gefälschte Dokumente gefunden haben, darunter waren angeblich Presseausweise und vermeintliche Dienstkleidung der US-TV-Sender „Discovery Channel“ und „National Geographic“. Mit den gefälschten Papieren sollen die Beschuldigten Bankkonten eröffnet haben.
Fäden gezogen
Marsalek soll zum angeblichen Anführer der Spionage-Truppe, Orlin R., enge Kontakte gepflegt haben und eine zentrale Rolle spielen. Es soll sich dabei um einen 45-jährigen IT-Unternehmer mit Schwerpunkt digitale Überwachung handeln. Er soll mit Marsalek schon in seiner Zeit als Wirecard-Vorstand in Kontakt gestanden und Marsalek mit speziellen Handys und IT-Know-how ausgestattet haben.
Laut Gericht soll Marsalek bei diesem Agentenring die Fäden gezogen haben, als er längst in Russland untergetaucht war und weltweit gesucht wurde.
Wie berichtet, flüchtete Marsalek mit Hilfe österreichischer Freunde am 19. Juni 2020 mit einem Business-Jet von Bad Vöslau Richtung Minsk. Später wurde er in Russland gesichtet, wo er unter neuer Identität leben soll. Nach seiner Flucht hatte Marsalek nach wie vor Kontakt über einen Messenger-Dienst zu einem früheren Abteilungsleiter des österreichischen Verfassungsschutz, mit dem er – wie Fotos belegen – befreundet war.
Lange vor seiner Flucht soll Marsalek sich mit einem Geheimpapier gebrüstet und dieses in Londoner Kreisen herumgezeigt haben. Es handelt sich dabei um die geheime Formel des russischen Nervengifts Nowitschok, die aus einem österreichischen Ministerium stammte.
➤ Mehr lesen Sie hier: Wirecard-Skandal: Marsalek meldete sich über Anwalt bei der Justiz
➤ Mehr lesen Sie hier: Jan Marsalek: War auch sein Großvater ein russischer Spion?
Kommentare