Geburtsurkunde für das Schnitzel

Geburtsurkunde für das Schnitzel
EU verlangt ab April präzisere Angaben für Schweine, Geflügel und Schafe.

Am Anfang war der Skandal. Die Tierseuche BSE, auch bekannt als Rinderwahnsinn, hat Ende der 1980er-Jahre den Konsumenten den Appetit auf Rindfleisch gründlich verdorben. Wegen der hohen Zahl an BSE-Fällen in Großbritannien haben mehrere Staaten ein Importverbot für englisches Rindfleisch erlassen.

Um den massiv rückläufigen Verkauf von Rindfleisch in ganz Europa entgegenzuwirken, hat die EU damals eine Kennzeichnungspflicht für Rind- und Kalbfleisch beschlossen. Dann ist viele Jahre nichts passiert.

Vegetarier

Gut möglich, dass der Trend zu vegetarischem Essen und diverse Fleischskandale die Ausweitung der Kennzeichnungspflicht erleichtert haben. Ab April muss nämlichauch die Herkunft von Schweine-, Geflügel-, Schaf- und Ziegenfleisch angegeben werden.

Allerdings nur mit Einschränkungen. Bei Rind und Kalb sind sowohl bei verpacktem als auch bei unverpacktem Fleisch drei Angaben verpflichtend vorgeschrieben: das Geburtsland, das Land in dem das Tier aufgezogen wurde und das Land in dem das Tier geschlachtet wurde.

Bei Schweinen, Geflügel, Schaf und Ziege müssen lediglich auf verpacktem Fleisch Angaben über das Land der Aufzucht und das Land der Schlachtung gemacht werden. Informationen über das Geburtsland sind nicht vorgesehen. Der Marketing-Geschäftsführer der Agrarmarkt Austria, Michael Blass, hat den Bauern Unterstützung beim Aufbau der nun notwendigen Registrierungskette zugesagt.

Bei unverpacktem Fleisch – also beim Einkauf beim Fleischhauer – sind bei Schweinen, Geflügel, Schafen und Ziegen keinerlei Angaben vorgeschrieben. Das gilt auch für verarbeitete Lebensmittel wie etwa Würste oder Fertiggerichte.

No name im Gasthaus

Daher muss auch in der heimischen Gastronomie nicht auf die Karte geschrieben werden, woher das Fleisch kommt, das am Teller liegt. Andere Länder sind da deutlich weiter. In der Schweiz ist es selbstverständlich, dass der Gast informiert wird.

Die Vertreter der Landwirtschaft wünschen sich das schon lange auch für Österreich. Dann könnte der Gast draufkommen, dass das Tier für sein Putenschnitzel in Wahrheit aus Brasilien kommt und das Fleisch im Wild-Gulasch aus Neuseeland. Vielleicht entscheidet er sich dann doch lieber fürs steirische Backhenderl.

Im EU-Parlament gibt es eine Initiative, die Kennzeichnungspflicht auch auf Fleisch in Fertigprodukten auszuweiten. Bisher hat das die EU-Kommission mit dem Hinweis auf die zusätzlichen Kosten für die Konsumenten abgelehnt.

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