Firmengründungen: Lust auf Selbstständigkeit sinkt

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Die Schuldenkrise wirkt sich negativ auf die Risikofreudigkeit aus. Potenziellen Gründern ist ein fixer Job lieber.

Die große Verunsicherung wegen der Schuldenkrise in Europa dämpft in Österreich die Lust, sich selbstständig zu machen: In der ersten Jahreshälfte wurden insgesamt 14.515 neue Unternehmen gegründet, das sind um 338 oder 2,3 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Nach einem deutlichen Minus von sieben Prozent im Gesamtjahr 2011 hat die Gründerdynamik somit weiter nachgelassen und sogar den tiefsten Wert seit zehn Jahren erreicht. Auch für das Gesamtjahr wird ein weiteres Minus erwartet.

„Die aktuellen Rahmenbedingungen fördern die Selbstständigkeit nicht gerade, die Leute haben lieber einen sicheren Job und scheuen jedes Risiko“, erläutert Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin des Gründerservice Österreich in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Immerhin 80 Prozent der Gründer kämen aus einem Angestelltenverhältnis, der Rest aus der Arbeitslosigkeit oder einer Ausbildung.

Firmengründungen: Lust auf Selbstständigkeit sinkt

Die meisten Neugründungen gab es im ersten Halbjahr bei den gewerblichen Dienstleistern. Dazu zählen etwa Lebens- und Sozialberater, Mediatoren oder Personalvermittler. Dahinter folgt die Unternehmensberatung/IT sowie Werbung und Marktkommunikation.

Im wachsenden Dienstleistungssektor geben zunehmend Frauen den Ton an. 41,3 Prozent aller Neugründungen (+1,3 Prozent) entfielen im ersten Halbjahr auf Frauen. Inklusive der selbstständigen Personenbetreuerinnen beträgt der Frauenanteil sogar 55 Prozent. „Das steigende Ausbildungsniveau der Frauen spiegelt sich auch in den Gründerzahlen wider“, so Zehetner. Allerdings seien im technischen Bereich Frauen als Gründerinnen nach wie vor Mangelware.

"Aliens"

Firmengründungen: Lust auf Selbstständigkeit sinkt

Zehetner kritisiert generell ein zunehmend gründerfeindliches Klima im Land: „Die Bewusstseinsbildung für Selbstständigkeit hat stark nachgelassen, wer heute seinen Job aufgibt, um ein Unternehmen zu gründen, wird ja fast schon als Alien betrachtet“. Wenn die Wirtschaft wachsen soll, brauche sie aber Gründer, denn „große Industriebetriebe werden sich in Österreich nicht mehr ansiedeln“.

Zur Ankurbelung der Gründertätigkeit fordert Zehetner die rasche Einführung der erneut verschobenen „Gmbh-light“ mit 10.000 statt 35.000 Euro Stammeinlage. „Das brächte einen deutlichen Schub nach oben.“ Im ersten Halbjahr ist der Gmbh-Anteil an den Gründungen auf gerade einmal 10,6 Prozent weiter geschrumpft. Eine bessere soziale Absicherung im Krankheitsfall sowie die Einführung eines Beteiligungs-Freibetrages für Kapitalgeber stehen ebenfalls ganz oben auf der Wunschliste.

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