Finanzmarktaufsicht: Weiter Sorgen mit Gewerbe-Immobilien und Kryptos

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Die Rate notleidender Kredite steigt. Auch die Geldwäsche-Bekämpfung bleibt, speziell im Krypto-Bereich, ein Sorgenkind.

Der österreichische Finanzplatz sei stabil und dank des hohen Eigenkapitals der Banken auch krisenfest aufgestellt, betonte das neue Vorstandsduo der Finanzmarktaufsicht (FMA), Mariana Kühnel und Helmut Ettl bei einer großen, international besetzten Aufsichtskonferenz in Wien.

„Noch keine Entwarnung“ könne man allerdings angesichts einer steigenden Rate an notleidenden Krediten („NPL-Ratio“) bei Gewerbeimmobilien geben, sagte Ettl. Österreich sei nicht isoliert, auch im europäischen Ausland werde sehr wohl registriert, dass in Österreich die NPL-Rate bei Gewerbeimmobilien auf mittlerweile rund sechs Prozent gestiegen sei – in einzelnen Häusern sogar in den zweistelligen Bereich. 

Ettl: „Dieses Segment müssen wir stabilisieren, um auf österreichisches Normalniveau (rund 3 Prozent, Anm.) zurückzukommen.“

Die Besorgnis um den Gewerbeimmobiliensektor teilt Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger, der im Rahmen einer Podiumsdiskussion nicht mit Kritik am – eigenen – Bankensektor sparte. Einige Geldhäuser hätten keine Limits bei der Kreditvergabe entwickelt und sich in der Boomphase in falscher Sicherheit gewogen, was letztlich auch zu der hohen Quote an faulen Krediten geführt habe. Allerdings hätte auch die Aufsicht mehr Druck auf diese Banken ausüben können, befand er.

Sorgen mit Kryptos

Große Sorgen bereitet der FMA auch der Krypto-Bereich. Hier gibt es die meisten Beschwerden und den meisten Betrug, die Bevölkerung ist für diese neue, hochriskante Anlageform „anfällig“, sagte Ettl. Außerdem ist der Krypto-Bereich die „ganz große Herausforderung“ in der Geldwäscheprävention.

Dazu gab es rege Debatten mit der ersten Präsidentin der neu in Frankfurt geschaffenen EU-Geldwäsche-Bekämpfungsbehörde namens AMLA, der Italienerin Bruna Szego.

Behörde auf Kurs

AMLA („Authority for Anti-Money Laundering“) soll unter anderem neue kriminelle Muster bzw. Gefahren erkennen und die grenzüberschreitende Kooperation stärken. Szego sieht den Aufbau der EU-Behörde auf Kurs: Bis Jahresende soll das Personal auf rund 120 Mitarbeitende verdoppelt werden, außerdem liefen die Vorbereitungen für weitere Aufgaben, darunter die Direktaufsicht über 40 grenzüberschreitend tätige Banken und andere Finanzinstitutionen ab 2028, auf Hochtouren.

Spitzenvertreter heimischer Banken und Versicherer wie Michael Höllerer (RLB NÖ-Wien) oder Sonja Brandtmayer (Wr. Städtische) äußerten freilich Bedenken hinsichtlich einer bürokratisch überzogenen Geldwäschebekämpfung. Es mache in der Praxis etwa keinen Sinn, wenn jetzt plötzlich jeder Gemeinderat oder Bürgermeister einer kleinen Gemeinde zu einer politisch exponierten Person erklärt werde, so Höllerer.

Auch Brandtmayer sieht in ihrem Bereich, vor allem von Kundenseite her, wenig Verständnis für überzogene Regeln in der Geldwäschebekämpfung. „96 Prozent der Prämien kommen bei uns über ein Bankkonto.“

Szego ist sich bewusst, dass Aufwand und Nutzen in einem gesunden Verhältnis bleiben müssen. „Das ist wie bei den Flughafen-Checks, wo jeder gescannt wird. Es ist eine Belastung für 99 Prozent der Passagiere, aber zum Nutzen der Bürger, wenn man das eine Prozent an Bösewichten erwischt.“

Zum Abschluss der Konferenz betonten Nationalbank-Chef Martin Kocher und Finanzminister Markus Marterbauer die hohe Widerstandskraft des heimischen Finanzplatzes. Marterbauer: „Das ist kein Zufall, sondern Ergebnis von Reformen und einer starken Aufsicht. Verlässliche Regulierung schafft Vertrauen. Deregulierung ist nicht die richtige Antwort in turbulenten Zeiten.“

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