Finanz will mehr Geld aus den Hotelbetten holen
Hoteliers sehen heuer am 1. Mai rot: Mit diesem Stichtag wird die Steuer auf Logis, also Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben, von 10 auf 13 Prozent angehoben. Die Frage ist, wer diese Erhöhung zahlen wird – der Gast oder der Vermieter.
"Der Hotelier", meint Petra Nocker-Schwarzenbacher, Branchensprecherin und selbst Chefin eines Hotels in St. Johann im Pongau. Preiserhöhungen seien speziell in der Ferienhotellerie, die traditionell Pakete für Familien schnürt, schwer durchsetzbar. Steigen die Nächtigungskosten um zwei, drei Euro pro Nacht und Person, ist eine Familie mit vier Kindern schnell bei Mehrkosten von mehr als 100 Euro, rechnet sie vor. Speziell für Stammgäste wäre das ein Ärgernis. Zumal es immer billigere Betten gibt. Die Konkurrenz ist groß. 4-Stern-Betriebe in klassischen Wintersportorten wollen ihre Häuser auch im Sommer auslasten und gehen preisaggressiv in den Markt. Betten gibt es in jeder Preisklasse – von 40 bis 200 Euro, wissen Branchenkenner. Anbieter wie Hofer-Reisen heizen den Preiskampf an.
Auch Martin Stanits von der Österreichischen Hoteliervereinigung glaubt nicht, dass Hoteliers die Erhöhung weitergeben: "Die Nächtigungszahlen steigen, die Umsätze sinken." Anders gesagt: Hoteliers verlangen im Durchschnitt immer weniger für ihre Betten, das schlägt sich auf der Ertragsseite nieder. Jedes zweite Hotel in Österreich schreibt Verluste, belegt die Österreichische Tourismusbank. Traditionsbetriebe wie der Sauerhof in Baden oder das Salzburger Hotel Grüner Baum sind insolvent. Der große Brocken in den Betrieben sind die Personalkosten, die bis zu 40 Prozent der Kosten ausmachen. Im 10-Jahresdurchschnitt sind die KV-Löhne jährlich um 3,3 Prozent gestiegen – also etwa in der Dimension der jetzigen Steuererhöhung.
In 21 Länder zahlen Hotels weniger
In anderen Ländern sind die Mehrwertsteuersätze auf Logis gesunken – in Deutschland von 19 auf sieben Prozent. In der EU-28 sind die Sätze in 21 Ländern niedriger als in Österreich, etwa in Italien, Frankreich oder in der Schweiz. "Fatal", findet das Thomas Reisenzahn vom Tourismusberater Prodinger. "Der Verbraucherpreis-Index Hotel ist zwischen 2010 und 2015 um 1,7 Prozent pro Jahr gestiegen", sagt er. Auch er glaubt, dass die Hoteliers auf den 200 Millionen Euro, die der Finanzminister mit der Steuererhöhung zusätzlich einnehmen will, sitzen bleiben werden.
Neben der Steuerbelastung kämpfen die Touristiker damit, dass kaufkräftige Gäste ausbleiben. "Ukrainer, Russen, Araber und Chinesen waren traditionell die Gäste mit den höchsten Pro-Kopf-Ausgaben. Derzeit haben alle vier Märkte Krisen – politisch oder wirtschaftlich", sagt Stanits. Unterm Strich machen diese Nationen aber nur drei, vier Prozent der Gästenächtigungen aus. In einzelnen Regionen, die sich auf diese Nationen spezialisiert haben, ist deren Ausfall freilich dennoch enorm. Aber auch in Deutschland und Österreich saß das Geld schon lockerer – und das sind die mit Abstand größten Urlaubernationen im Land. Die Branche hofft, dass heuer dennoch mehr Gäste kommen: Weil es in Destinationen wie der Türkei zu unsicher ist.
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