Film-Produktionen: Die Geldmaschine hinter Bond

Film-Produktionen: Die Geldmaschine hinter Bond
Wo gedreht wird, entscheidet oft das Geld. Um die Crews tobt ein internationaler Wettbewerb.

Einst haben Bollywood-Produzenten in Nepal oder im Kaschmir-Gebiet gedreht, dann haben sie die Schweizer Berge entdeckt. Aus Sicht der Tiroler eine Schmach. „Wir haben uns gedacht, was die Schweizer können, können wir auch. Nur um 30 Prozent billiger“, sagt Johannes Köck, Chef der Gine Tirol Film Commission, bei einem Tourismusseminar der Bundessparte Tourismus.

Damit ist auch schon gesagt, worum es in der Filmindustrie vor allem geht: ums Geld. Städte wie Prag oder Budapest bieten Filmcrews Rückvergütungen von 25 Prozent der Ausgaben vor Ort, um Produktionen ins Land zu holen. In Kanada soll die Quote bereits bei 45 Prozent liegen, weshalb Hollywood-Filme neuerdings verstärkt dort spielen.

Peanuts für Bond

Dagegen waren die 1,4 Millionen Euro, mit denen James Bond und Spectre nach Österreich gelockt wurden, Peanuts. „In Marokko sind 20 Millionen Euro geflossen“, weiß Werner Müller vom Fachverband der Film- und Musikindustrie in der WKÖ. Eine Filmcrew vor Ort bringt Jobs und Geld, so die Rechnung der Fördergeld-Verteiler. Bond-Darsteller Daniel Craig steht schließlich nicht alleine im Söldener Schnee, wenn er dreht. „Zu Spitzenzeiten waren bis zu 700 Leute am Gletscher“, weiß Köck. Zusätzlich bringen die Bilder einen Werbewert und bestenfalls auch Set-Jet-Touristen, also Gäste, die zu Filmschauplätzen jetten. So soll das neue 007-Museum am Gaislachkogel (auf über 3000 Höhenmetern) die Tür zum asiatischen Sommergast öffnen, hoffen Söldener Touristiker. Schließlich pilgern rund um den Globus geschätzte 80 Millionen Touristen zu Filmschauplätzen, unter ihnen immer mehr Chinesen.

Das ändert aber nichts daran, dass sich das Wachstum längst abseits der klassischen Kino- und TV-Welt abspielt. Auf der Überholspur sind Streaming-Dienste wie Amazon Prime und Netflix, die Milliarden in ihre Eigenproduktionen stecken. Auch, um sich gegen neue Konkurrenten wie Disney, Warner und Apple zu wappnen.

Währenddessen hat der britische Sänger Ed Sheeran das Video zu seinem Hit „Perfekt“ in Hintertux gedreht. So weit, so uninteressant. Wären da nicht die 1,9 Milliarden Klicks auf YouTube, die den Clip unter die Top-40 der meistgespielten Videos der Welt gehievt haben. Die knapp 28 Millionen Instagram-Follower von Sheeran sind obendrein vor allem junge Leute, bei denen ein Österreich Urlaub sonst oft ein eher verstaubtes Image hat.

Bleibt die Frage, wie die Tiroler den Sänger ins Land gebracht haben. Über die richtigen Kontakte. „Drei Jahre zuvor haben wir einen Schweizer Produzenten kennengelernt, der einen Gletscher zum Drehen gesucht hat. Als Ed Sheeran zwischen zwei Tourneen vier Tage Zeit für den Dreh eines Video-Clips hatte, sind wir ihm wieder eingefallen“, erzählt Köck, der sich selbst als Film-Angler bezeichnet. Hauptkriterien für einen Drehort sind laut Köck neben der Kulisse vor allem die Infrastruktur und leichte Erreichbarkeit der Drehorte. Hier könne Tirol gut mitspielen.

Hinweis: Die Teilnahme am Tourismusseminar in St. Johann im Pongau erfolgte auf Einladung der WKO Bundessparte Tourismus.

Filmeffekte

Das Beratungsunternehmen „paul und collegen“ hat in einer Filmwirtschaft-Studie Zahlen über die wirtschaftlichen Effekte einzelner Produktionen zusammengetragen. Ein Auszug:

James Bond Spectre: Der Streifen brachte weltweit 88 Mio. Besucher in die Kinos. Die Gesamtausgaben der Produktion in Österreich betrugen 15,8 Mio., davon 8,9 Mio. in Tirol. 31 Drehtage in Tirol brachten 30.000 Gästenächtigungen, 210 Zulieferer (wie Tischler) aus Österreich profitierten. 

Bergdoktor: Für alle 12 Staffeln wurden mehr als 115 Mio. Euro vor Ort ausgegeben, allein die Ausgaben für Unterbringung und Verpflegung summierten sich auf 46 Mio. Euro. Die Region Wilder Kaiser hat mit der Serie die Sommersaison belebt, die Gästenächtigungen stiegen zwischen 2006 und 2018 jährlich um durchschnittlich 27 Prozent. Aus Sicht des Tourismusverbandes war einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren, dass nach der ersten Staffel die echten Ortsnamen ins Drehbuch reinverhandelt wurden.

Dritter Mann: Die Touren durch das Wiener Kanalsystem auf den Spuren von Harry Lime sind auch 70 Jahre nach dem Kino-Hit noch ein Erfolg. Von 2007 bis 2018 nahmen 190.000 Menschen teil, (Auslastung:  73 Prozent). Was viele nicht wissen: Die Szenen aus dem Untergrund wurden einst in einem Studio in London gedreht.

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