Bank Austria spart in Ungarn

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105 Filialen betreibt die Mutter UniCredit derzeit in Ungarn. 15 davon sollen geschlossen werden.

Die Bank Austria, die im UniCredit-Konzern für Osteuropa exklusive Polen zuständig ist, will in Ungarn Filialen schließen und Dutzende Stellen abbauen. Damit reagiert die Bank auf höhere Kosten durch eine Steuer auf Finanztransaktionen, die das Land im laufenden Jahr eingeführt hat. Im Zuge dessen müsse das Geldhaus umgerechnet knapp 23 Mio. Euro an zusätzlichen Abgaben leisten, zitierten die Internetseite hvg.hu und die Nachrichtenagentur MTI den Chef des Ungarns-Geschäfts von UniCredit, Mihaly Patai, am Donnerstag.

15 Filialen sollen in Budapest geschlossen werden, wird Patai zitiert. In ganz Ungarn betreibt UniCredit 105 Filialen. "Diese Situation kann nur auf eine Art gelöst werden: Wenn wir beginnen, in großem Umfang Kosten zu senken", betonte er. Mit den Schließungen und dem nicht konkret bezifferten Mitarbeiterabbau sollen 40 Prozent der durch die Steuer zusätzlich anfallenden Kosten gedeckt werden.

"Keine Rückzugspläne"

Für 2013 erwartet Patai weniger Gewinn als im Vorjahr. Im Halbjahr war das Vorsteuerergebnis um ein Drittel auf 32 Mio. Euro zurückgegangen. Gerüchte über Rückzugspläne hatte die UniCredit-Führung heuer dementiert. "Es besteht kein Bedürfnis, die Bank in Ungarn zu umstrukturieren und wir haben keine Rückzugspläne", betonte UniCredit-Chef Federico Ghizzoni heuer im August.

Der UniCredit-Konzern ist nicht die einzige Bank, die in Ungarn spart: Auch Konkurrenten wie die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) und die Erste Group hatten die Zahl ihrer Beschäftigten dort massiv reduziert. Grund dafür sind neue Steuern sowie Belastungen aus einem von der Regierung verordneten Umtausch von Fremdwährungskrediten, die vielen Banken Verluste einbrocken.

Der Jurist Gianni Franco Papa (57) arbeitet seit 1979 für UniCredit. Die Osteuropa-Division leitet der Mailänder seit 2010 – Vorgänger Federico Ghizzoni wurde damals als UniCredit-Konzernchef bestellt. Das Interview ist Teil eines Gesprächs, das Im August geführt wurde.

KURIER: Kasachstan, Baltikum: Ist die Bank Austria in Osteuropa auf Rückzugskurs?

Gianni Franco Papa: Wir ziehen uns aus Märkten zurück, wo wir keine Chance auf vernünftige Marktanteile sehen. Kasachstan ist beendet, unser Anteil im Baltikum war mit 1 bis 3 Prozent sehr klein. Dort sind die skandinavischen Banken sehr stark, expandieren wäre sehr teuer. Deshalb die Entscheidung, das Baltikum zu verlassen und nur noch Leasing anzubieten.

KURIER: In der Ukraine ist der Marktanteil 4 Prozent. Erste, Societe Generale, haben sich schon zurückgezogen. Was hält Sie dort?

Papa: Vier Prozent in der Ukraine sind viel, wenn man die staatlichen Banken ausklammert. Die Ukraine war durch die Krise neben dem Baltikum am schwersten betroffen, das BIP ist um 22 Prozent gesunken. Probleme gibt es noch, vor allem, weil die Gesetzeslage es nicht erlaubt, Kredite an private Haushalte zu restrukturieren. Wir arbeiten aber gut im Markt, ein Verkauf der Ukrsotsbank wird nicht diskutiert , stattdessen kommt die Zusammenführung mit der UniCredit Bank Ukraine gut voran.

KURIER: Der neue Schwerpunkt liegt auf Russland, Türkei, Tschechien. Warum?

Papa: Wir sehen diese Länder als sehr dynamisch: In der Türkei leben 75 Mio. Menschen, der Altersschnitt ist 29 Jahre. Es fließen große Investitionen ins Land und es gibt noch weiße Flecken für Banken. Das eröffnet Möglichkeiten – wir haben 8 Millionen Kunden und sind sehr glücklich mit Yapi Kredi, unserem Joint-venture mit der Koc-Familie.

KURIER: Sie halten durchgerechnet 41 Prozent an Yapi. Wollen Sie aufstocken?

Papa: Nein, wir expandieren organisch. Derzeit eröffnen wir 50 bis 60 Filialen pro Jahr.

KURIER: In Russland hat die Bank Austria nur zwei Prozent. Wie wollen Sie expandieren?

Papa: Mit zwei Prozent Marktanteil sind wir trotzdem die achtgrößte Bank. Wir haben 1,3 Millionen Kunden, 107 Filialen und sehen gute Chancen für Wachstum. Es wäre aber unsinnig, die großen Staatsbanken wie Sberbank, VTB, Gazprombank zu bekämpfen. Wir besetzen eine interessante Nische. Wir waren bereits vorher sehr aktiv bei Krediten für Autokäufer und –händler, jetzt haben wir mit Nissan-Renault als Joint-venture eine eigene Bank gegründet. Wir dürfen diesen Kunden unsere Produkte verkaufen, haben ein eigenes Leasing-Geschäft. Dank der Beteiligung am Lada-Hersteller Avtovaz ist Renault-Nissan der größte Spieler im russischen Markt. Studien erwarten, dass Russland der größte europäische Automarkt wird. In Russland werden wir nicht mehr viele Filialen eröffnen. Wir wollen wachsen, aber sehr vorsichtig. 20 bis 25 der russischen Top-Firmen sind schon unsere Kunden, werden von uns im gesamten Unicredit-Netzwerk begleitet. Das sind Multis mit Dutzenden Milliarden Umsatz. Und wir begleiten Firmen aus Österreich, Deutschland, Italien auf den russischen Markt.

KURIER: Warum ist Tschechien ein Wachstumsmarkt?

Papa: Wir sind dort schon Nummer eins bei Geschäftskunden. Für Privatkunden haben wir ein Franchising-Modell. Dadurch sind wir in Städten und Regionen vertreten, wo normale Filialen zu teuer wären. Es ist ein sehr liquider Markt – die Zinsen sind niedriger als in der Eurozone. Durch die Fusion der tschechischen und slowakischen Bank sparen wir Kosten. Generell wollen wir die Finanzierung in den lokalen Währungen verbessern – das geht über Spareinlagen, oder indem man den jeweiligen Kapitalmarkt entwickelt. Ende Juni haben wir als erste Bank in Rumänien sehr erfolgreich fünfjährige Anleihen emittiert: Das waren nur 550 Mio. Leu (RON), ungefähr 125 Mio. Euro, die Nachfrage war fast doppelt so hoch.

KURIER: Österreich ist für ein Viertel der Bank-Austria-Gewinne verantwortlich, Osteuropa für drei Viertel. Wie wird sich das weiter entwickeln?

Papa: CEE leistet fraglos einen großen Ergebnisbeitrag. Aber das ist nur möglich, weil dahinter eine starke Gruppe steht. München, Mailand, Wien, Osteuropa - das lässt sich nicht gegeneinander ausspielen.

KURIER: Italien wird jetzt oft als schwaches Glied der UniCredit wahrgenommen.

Papa: Nein, das wäre zu einfach. Vor Jahren war Deutschland schwach. UniCredit hat stark in HVB investiert, das Land hat sich erholt und ist heute stark. Sicher, 2008 bis 2010 hat die Osteuropa-Division nicht so viel eingespielt wie heute. Das Schöne an UniCredit ist aber, dass wir als Gruppe breit aufgestellt sind. Wir können Schwächen der einen Region mit den Stärken der anderen austarieren.

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