Faule Kredite: Tirol muss Hypo retten

Faule Kredite: Tirol muss Hypo retten
Das Kredit-Desaster kostet das Land 230 Mio. Euro. Mit einer Finanzspritze muss die Kapitalbasis gestärkt werden.

Mit Verlusten in Höhe von mindestens 120 Millionen Euro durch faule Italien-Kredite hatte die Hypo Tirol Bank seit Anfang Dezember für Aufregung gesorgt.

Der Fall beschäftigt nicht nur die Finanzmarktaufsicht (FMA) und die Justiz. Am Montag beriet das Land als Eigentümer über eine Finanzspritze für sein Geldinstitut. Am frühen Nachmittag wurde bekannt, dass 230 Millionen zur Verfügung gestellt werden sollen.

Auf diese Weise soll auch die Kernkapitalquote erhöht werden.

Denn bei einem Treffen mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) am 7. Dezember war nicht nur eine weitere Prüfung vereinbart worden. Zudem wurde spätestens zu diesem Zeitpunkt klar, dass eine Aufstockung des Kernkapitals notwendig werden dürfte. „Auf Dauer können 5,8 Prozent keine Zielgröße sein“, meinte Aufsichtsratschef Wilfried Stauder im Anschluss an das Gespräch mit der FMA.

Organisierte Kriminalität

„Die Großmannsucht – Motto: wir Tiroler kaufen die Welt – hat uns jetzt eingeholt.“ Bitter war die Bilanz der Verantwortlichen ausgefallen, die sie am 2. Dezember nach einer ersten Prüfung der Italien-Geschäfte der Hypo-Tochter kurzfristig bekannt gegeben hatten: Mindestens 120 Millionen Euro wurden mit faulen Krediten in den Sand gesetzt. Mit der Folge, dass die Hypo Tirol heuer einen Verlust von 110 Millionen Euro einfährt. „Bei den Problemkrediten gibt es Hinweise auf organisierte Kriminalität“, gab Stauder bekannt – angesichts der Millionen, die vorwiegend in vermeintlichen Gewerbe-Immobilien südlich von Mailand versickert waren.

Grobe Mängel

Und: Bei 1356 Kreditfällen zwischen 2003 und 2008 wurden „grobe Mängel“ bei der Vergabe festgestellt. 30.000 Seiten Kredit-Akten seien zum Teil so unvollständig gewesen, dass eine Risikoeinschätzung gar nicht möglich war, führte Vorstandsvorsitzender Markus Jochum aus. „Viele Fälle sind neu zu rekonstruieren, weil weder Projekt noch Kreditnehmer bekannt sind.“ Ein Großteil der ausgefallenen Kredite sei über Vermittler an die Italien-Tochter herangetragen worden.

Angesichts der Verluste hatte die US-Ratingagentur Moody’s mehrere Ratings der Hypo Tirol unter Beobachtung gestellt, es droht eine Abstufung auf Ramsch-Status.

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