Fast 130.000 über 50 ohne Job
Die Alterspyramide hinterlässt auf dem heimischen Arbeitsmarkt immer deutlichere Spuren. Wie sie wirkt, zeigt ein kleiner Rückblick auf die jüngste Vergangenheit: Seit 2008 sank die Beschäftigung bei den unter 25-Jährigen um elf Prozent auf 453.000, während sie bei den über 50-Jährigen gleich um 48 Prozent auf 922.000 anstieg.
Leider handelt es sich hierbei nicht um Neueinstellungen, sondern schlicht um das Nachrücken geburtenstarker Jahrgänge. Noch stärker als die Beschäftigung stieg in der Folge die Arbeitslosigkeit, die im Jahresdurchschnitt des Vorjahres an der 100.000er-Marke kratzte. Ende Jänner waren inklusive Schulungsteilnehmer schon 128.000 Ältere auf Arbeitsuche, das sind 26 Prozent aller Arbeitslosen. Die Arbeitslosenquote lag mit 11,6 Prozent höher als die allgemeine.
Die Jobsuche für Ältere ist in einem grenzenlosen Arbeitsmarkt schwierig und sie dauert in der Regel länger als bei jüngeren. AMS-Chef Johannes Kopf spricht von "komischen Vorurteilen" bei den Betrieben, wenn es um Neueinstellungen geht. "Während ältere Mitarbeiter in den Unternehmen durchaus geschätzt werden, wird ihnen diese Bereicherung abgesprochen, sobald sie auf Jobsuche sind."
Weniger Schutz
Eine Einstellungshürde ist die Sorge, Ältere bei Neueinstellung nicht mehr so leicht loszuwerden. Die Regierung will daher den sogenannten Kündigungsschutz für Ältere, also die Möglichkeit der Kündigungsanfechtung wegen Sozialwidrigkeit, abschaffen. Dies gelte nur für Personen, die neu eingestellt werden, betonte ÖGB-Chef Erich Foglar am Mittwoch. Für bereits bestehende Dienstverhältnisse in dieser Altersgruppe bleibe der Kündigungsschutz ohne Veränderungen aufrecht. Für Langzeitarbeitslose über 50 sollen 20.000 Stellen bei gemeinnützigen Einrichtungen oder Gemeinden geschaffen werden. Für Kopf eine "herausfordernde Zahl", da es in Gemeinden nur wenige Tätigkeiten gibt, die noch keiner erledigt. Verdrängungseffekte seien nicht ausgeschlossen.
Insgesamt waren Ende Jänner knapp 494.000 Personen auf Arbeitssuche, die befürchtete 500.000er-Marke wurde damit knapp nicht erreicht. Den stärksten Anstieg gab es neben den Älteren (+7,2 Prozent) erneut bei den Ausländern (+ 4) sowie bei Personen mit Behinderung (+5,9). Deutlich entspannt hat sich die Situation bei den jungen Erwachsenen bis 24 Jahre (–9,7 Prozent).
Details zur aktuellen AMS-Statistik finden Sie hier
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