Fachkräfte: Austria statt Arbeitsamt

Fachkräfte: Austria statt Arbeitsamt
Österreichs Außenwirtschaftsstellen in den Euro-Krisenländern fungieren ab sofort als Job-Center für qualifizierte Arbeitslose. Bei einer ersten Rekrutierungsaktion in Madrid konnten fünf heimische Betriebe unter 2000 Bewerbern auswählen.

Ein Vorarlberger Spezialist für Zutrittssysteme öffnet drei jungen Spaniern die Tür zum Berufsleben. Die Firma Gantner Electronic aus Schruns nahm im März an der ersten Rekrutierungsaktion des Außenwirtschaftscenters in Madrid teil. Sie fand zwei Software-Entwickler, die sie schon lange suchte, und eine Praktikantin: "Wir waren schon verzweifelt und sind jetzt froh, unsere Spanier hier zu haben", erzählt Firmensprecherin Angelika Kaufmann. Die drei hätten gerade den Uni-Abschluss gemacht, einer bereits Berufserfahrung.

Die Auswahl war nicht leicht. Für den vorwiegend akademisch-technischen Fachkräfte-Bedarf, den fünf heimische Betriebe deponierten, meldeten sich 2000 Bewerber. Nach einer Vorselektion wurden 30 Bewerbungsgespräche geführt und letztlich zwei bis drei Kandidaten pro Firma nach Österreich eingeladen.

Am 27. Juni findet die zweite Jobmesse in Madrid statt. Diesmal nehmen 16 Betriebe aus Westösterreich daran teil. Gesucht wird vor allem technisches Personal. "In Spanien ist das Potenzial an gut ausgebildeten Uni- und FH-Absolventen, die vor Ort keinen Job finden, sehr hoch", weiß Fritz Steinecker von der Außenwirtschaft Österreich (AWO). Die Jugendarbeitslosigkeit liegt aktuell bei 51 Prozent und ist die zweithöchste hinter Griechenland mit 52 Prozent.

Chance geben

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Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl will "den Jungen eine Chance geben, bevor sie zu Hause Trübsal blasen" und die Rekrutierungs-Aktionen auf alle Euro-Krisenländer ausweiten. Im Herbst wird es analog zu den Marktsondierungsreisen eigene Fachkräfte-Sondierungsreisen der AWO nach Griechenland, Portugal, Irland und auch Italien geben. Als Abwerbung von Fachkräften aus Krisenländern zulasten der dort ohnehin angeknackste Wirtschaft, will Leitl das nicht sehen. Es sei eine temporäre Sache: "Am besten, die jungen Leute kommen für drei Jahre nach Österreich, um Erfahrungen zu sammeln", schlägt Leitl vor. Für Deutsch-Kurse stünde das WIFI zur Verfügung, auch bei Behördengänge und Wohnungssuche könne die Kammer helfen. Die beiden Spanier bei Gantner besuchen gerade einen Deutsch-Intensivkurs.

Das AMS plant derzeit keine größeren Jobbörsen, verstärkt aber über die europäische Job-Plattform EURES die Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern in Spanien. Nächste Woche trifft sich AMS-Chef Johannes Kopf mit seinem spanischen Pendant. Anders als in Deutschland hält sich der Zuzug aus den Krisenländern bisher in Grenzen. Seit dem Vorjahr kamen nur 244 Spanier zusätzlich auf den österreichischen Arbeitsmarkt (s. Grafik).

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