Facebook-Investor Thiel kassiert ab

Facebook-Investor Thiel kassiert ab
Thiel hat Mark Zuckerberg bei der erstbesten Gelegenheit die Freundschaft gekündigt. Und 400 Millionen kassiert.

Der Milliardär Peter Thiel scheint das Vertrauen in sein Freundschaftsnetzwerk verloren zu haben. Der Investor hat den Großteil seiner Facebook-Anteile verkauft – genau genommen 20 Millionen Aktien im Wert von 400 Millionen Dollar. Pikantes Detail: Die Haltefrist für Altaktionäre ist erst vergangenen Donnerstag abgelaufen. Thiel hat Facebook-Gründer Mark Zuckerberg also sozusagen bei der erstbesten Gelegenheit die Freundschaft gekündigt.

Um Zuckerberg wird es langsam einsam. Erst im Mai hat er sein Unternehmen an die Börse gebracht. Der Kurs der Aktie kannte seitdem nur eine Richtung: Talwärts. Seit Mai hat sich der Wert so gut wie halbiert (vom Ausgabekurs bei 38 auf mittlerweile 20 Dollar je Anteilsschein). Für den US-Investor Thiel, der übrigens sein erstes Lebensjahr in Deutschland verbrachte, hat sich das Freundschaftsnetzwerk dennoch gelohnt. Aus den 500.000 Dollar, die er 2004 in Facebook gesteckt hat, sind 400 Millionen Dollar geworden. Anders gesagt: Sein Einsatz hat sich verachthundertfacht.

Einen Riecher für das große Geld hat der Investor und ehemalige Anwalt schon früh bewiesen. 1998 hat er das Bezahlsystem PayPal mitbegründet, das vier Jahre später für 1,5 Milliarden Dollar an die Handelsplattform eBay ging. Thiel wurde quasi über Nacht zum Millionär. Aus den verdienten Millionen machte er dank geschickter Investitionen Milliarden. Allerdings hat der mittlerweile 44-Jährige auch aus großen Vermögen kleine gemacht. So stürzte sein Hedgefonds Clarium Capital nach einem kometenhaften Aufstieg auch ebenso eindrucksvoll wieder ab.

Geld für Uni-Abbruch

Thiel polarisiert. Er wird als Einzelgänger beschrieben, hat sich als Schachspieler einen Namen gemacht und gibt Mathematik als eine seiner Leidenschaften an. Als Kind musste er – weil sein Vater Diplomat war – mehrmals den Wohnsitz und damit die Schule wechseln. Später studierte er in Stanford Jus und Philosophie. Von einer Uni-Ausbildung hält der ehemalige Musterschüler heute aber nicht mehr allzu viel. Thiel vergibt jährlich zwanzig 100.0000-Dollar-Stipendien an hochbegabte Studenten, die für ihre Geschäftsidee auf eine Uni-Ausbildung pfeifen. Denn das Ausbildungssystem verhindert Innovationen eher, als es sie fördert, meint er.

Als typischer Kalifornier geht Thiel wohl nicht durch: Zwar lebt er in der ehemaligen Hippie-Hochburg San Francisco und unterstützt unter anderem eine Pro-Marihuana-Kampagne. Im Gegensatz zu vielen prominenten Vertretern des Silicon Valley, die eher den Demokraten zurechenbar sind, unterstützt er im US-Präsidentschaftswahlkampf aber die Republikaner. Seiner Meinung nach sollte sich der Staat aus der Wirtschaft heraushalten. Liberale Geister hat er mit seiner angeblichen Unterstützung für eine Anti-Einwanderungsorganisation vergrämt. Das große Geld wittert Thiel künftig vor allem in der Bio- und Nanotechnologie. Die Zeiten, in denen Investments in Internetfirmen die größten Rendite versprechen, sind aus seiner Sicht wohl vorbei.

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