EZB-Zins: Geld könnte billiger werden

EZB-Zins: Geld könnte billiger werden
Erstmals seit Einführung der Gemeinschaftswährung könnte die EZB den Leitzins unter einen Prozent schrauben, schätzen Experten.

Geld könnte bald noch billiger werden - zumindest für die Banken im Euroraum. Erstmals seit Einführung des Euro 1999 könnte der Leitzins unter 1,0 Prozent fallen. Die Mehrheit der Volkswirte erwartete von der Europäischen Zentralbank (EZB) bei ihrer Sitzung an diesem Donnerstag (5.7.) in Frankfurt eine Zinssenkung.

Die meisten Ökonomen rechnen damit, dass die Währungshüter den wichtigsten Zins um 25 Basispunkte von 1,0 auf 0,75 Prozent verringern werden. Eine Minderheit hält sogar eine Kappung um die Hälfte auf 0,5 Prozent für möglich.

Noch niedrigere Zinsen als derzeit könnten der schwächelnden Wirtschaft in vielen Eurostaaten Auftrieb verleihen. Spielraum eröffnet dabei, dass sich die Lage an der Preisfront zuletzt entspannte und die Inflation den Rückzug antrat. Noch weiter geöffnete Geldschleusen dürften also nicht sofort die Teuerung auf ein zu starkes Maß anheizen.

Sicherheiten bereits entschärft

Andere wichtige Zentralbanken wie die US-Notenbank Fed, die Bank of England und die Bank of Japan haben ihre Leitzinsen schon seit langem de facto auf null Prozent gesenkt. Für den Euroraum betonte in der vergangenen Woche EZB-Chefvolkswirt Peter Praet: "Es gibt keine Doktrin, dass der Leitzins nicht unter 1,0 Prozent liegen kann."

Die Notenbank unter Führung des Italieners Mario Draghi hatte in der Krise mehrfach ihre Handlungsfähigkeit bewiesen. So müssen Banken aus Euro-Krisenstaaten wie Spanien zum Beispiel seit kurzem noch geringere Sicherheiten für Zentralbankgeld hinterlegen. EZB-Präsident Draghi hatte zuvor betont: "Wir werden solventen Banken bei Bedarf weiterhin Liquidität zur Verfügung stellen."

Nach dem Willen der Politik werden Europas oberste Währungshüter bei der Euro-Rettung künftig eine noch gewichtigere Rolle übernehmen: Für die Banken im Euroraum soll es eine einheitliche Aufsicht "unter Einbeziehung" der EZB geben. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach beim jüngsten EU-Gipfel Ende vergangener Woche von einer "Superaufsichtsbehörde". Auch dieser Plan dürfte bei der EZB-Ratssitzung am Donnerstag eine Rolle spielen.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare