Exporterfolge trotz vieler Baustellen
Kleine Länder würden ohne Exportwirtschaft schnell alt aussehen. So auch Österreich. Sechs von zehn Euro des Bruttoinlandsprodukts (BIP) werden im Außenhandel generiert. Jeder zweite Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt vom Exportgeschäft ab.
Die Exportunternehmen bleiben auf der Überholspur. „Heuer werden die Exporte erstmals die 150-Milliarden-Euro-Marke durchbrechen“, prognostiziert Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer. Zugpferd ist und bleibt Deutschland, mit einem Anteil von einem Drittel an den heimischen Ausfuhren. Die großen Wachstumssprünge spielen sich aber längst abseits der europäischen Grenzen ab. Etwa in Asien, wo mit der Kaufkraft die Nachfrage steigt. Das spiegelt sich auch in der Bilanz jener Länder wider, in die Österreich seine Exporte besonders steigern konnte. Wachstumssieger ist Korea (+57 Prozent), gefolgt von Brasilien und Malaysia (jeweils 35 Prozent).
Aus Sicht von Mahrer sind Österreichs Exporteure vor allem auf den asiatischen Märkten noch zu wenig vertreten. Potenzial sieht er vor allem auch in Indien, einem Markt mit 1,3 Milliarden Einwohnern, in dem der Wohlstand steigt. Die indische Regierung hat es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren die Haushalte von 300 Millionen Menschen ans Stromnetz anzuschließen. Das Vorhaben könnte auch österreichische Auftragsbücher füllen, frohlockt Mahrer. Chancen sieht er für Firmen, die im Bereich Umwelttechnologie unterwegs sind.
Vom Argument, dass einmal mehr die großen Industriebetriebe auf den Fernmärkten Geschäfte machen, will Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck nichts wissen. „55.000 österreichische Betriebe sind im Export tätig, davon sind 98 Prozent Klein- und Mittelbetriebe“, rechnet sie vor. „Ein Drittel der Export-Unternehmen hat weniger als neun Mitarbeiter. Das heißt, dass kleine Betriebe ganz besonders vom Export profitieren.“
Trumps Handelskriege
Seitens der Politik sei es ihr wichtig, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. „Ich bin froh, dass wir CETA ratifiziert haben.“ Mahrer sagt mit Blick auf den Handelskrieg mit US-Präsident Donald Trump: „Strafzölle zeigen deutlich, wie man mit Freunden nicht umgeht.“ Sie seien wie ein Bumerang, treffen also auch jene, die sie verhängt haben.
So setzt die EU heute die Strafzölle gegen US-Produkte in Kraft – sie sollen sich auf einen Wert von 2,8 Milliarden Euro belaufen und sind eine Vergeltungsmaßnahme für die US-Strafzölle auf Aluminium und Stahl, die die USA seit 1. Juni einheben. Dennoch betonen europäische Politiker gebetsmühlenartig, dass sie weiterhin für Gespräche mit den USA offen sind. Die EU werde alles tun, um den transatlantischen Handel wieder ins Gleichgewicht zu bringen, betont etwa EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Die von Trump verhängten Zölle würden „jeder Logik und Geschichte“ widersprechen.
In Österreich sorgt derweil ein Abhörskandal für schlechte Stimmung auf dem politischen Parkett. Mahrer bezeichnet es als „skandalös“, dass der deutsche Bundesnachrichtendienst auch die Wirtschaftskammer und einzelne Unternehmen abgehört haben soll. „Das macht man unter Partnern nicht“, so Mahrer am Freitag bei der Eröffnung des Exporttages in der Wirtschaftskammer Österreich. Er fordert eine umfassende Aufklärung. „Wir möchten von der deutschen Bundesregierung einfordern, dass sie der österreichischen Wirtschaft offenlegt, welche Exportbetriebe in welchen Bereichen wann genau abgehört wurden.“ Vor allem möchte er wissen, ob die Bespitzelungsaktionen noch weiterlaufen. „Die wirtschaftliche Zusammenarbeit hängt maßgeblich vom Vertrauen ab.“
Umstrittenes Video
Gleichzeitig muss sich Mahrer mit der Kritik an einem WKO-Video zum 12-Stunden-Tag auseinandersetzen. Der umstrittene Clip wird nicht mehr beworben, die Aufregung darüber spielt Mahrer herunter. Das Video sei 250.000 Mal angeklickt worden und hätte zumindest dazu geführt, dass die WKÖ mit dem 12-Stunden-Tag in der öffentlichen Debatte ist.
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