Ex-Palmers-Chef stellt Huber-Holding neu auf

Martin Zieger stellt den Wäschekonzern Huber Holding neu auf
Modeketten treiben Marken vor sich her. Huber expandiert und gibt Filialen mehr Macht.

Mit Dessous kennt sich Martin Zieger aus. Der Handelsmanager war unter anderem Chef bei Palmers oder beim niederländischen Wäsche-Konzern Hunkemöller. Seit Mai 2015 ist er Vorstand der Huber Holding (Huber Tricot, Skiny, Hanro, HOM, Arula) und hat sich ambitionierte Ziele gesteckt: Er will den Gruppenumsatz bis zum Jahr 2021 um 50 Prozent steigern. "Nicht durch Zukäufe, sondern organisch", betont Zieger, der das Unternehmen neu aufstellt. Schließlich habe sich die ganze Wäsche-Branche verändert.

Hintergrund ist der Erfolgskurs vertikaler Händler wie H&M oder Zara, die vom Design über die Produktion bis zum Verkauf alles selbst machen. Sie werfen alle paar Wochen neue Kollektionen auf den Markt, wissen aufgrund aktueller Verkaufszahlen immer, welche Ware gefragt ist und weiter produziert werden soll. Sie können schnell auf Trends reagieren.

Ein ganz anderes Geschäft als jenes von Marken, die über Kaufhäuser verkaufen. "Sie müssen die Ware ein halbes Jahr im Voraus in Showrooms bringen und den Kaufhäusern präsentieren", erklärt Zieger, der 80 Prozent des Umsatzes im Großhandelsgeschäft macht. Zuletzt konnte er ein paar neue Großkunden an Land ziehen. Die größte Kaufhauskette Spanien, El Corte Inglés, nimmt Skiny neu ins Sortiment auf, genauso wie die französischen Warenhäuser der Galeries Lafayette. Für Zieger, der 80 Prozent des Umsatzes außerhalb Österreichs einnimmt, große Schritte.

Amis kaufen online

Auch US-Kaufhäuser kaufen wieder mehr, meint er. Allerdings funktioniere das US-Wäschegeschäft anders als in Europa – schon rund 40 Prozent des US-Umsatzes werden im Internet abgewickelt. Bei der Marke Hanro kommt bereits ein knappes Drittel des Umsatzes aus den USA. Zieger: "Wir haben den Vorteil, dass wir mit unseren Marken alle Preis- und Altersklassen abdecken und den Kaufhäusern so ein Gesamtpaket bieten können."

In Vorarlberg, wo der Hauptsitz der Huber-Holding ist, produziert das Unternehmen unter der Marke Arula nach wie vor selbst Stoffe – auch für andere Firmen. Rund 200 Mitarbeiter sind in der Fabrik beschäftigt, in der sechs Tage die Woche rund um die Uhr die Maschinen rattern. Vernäht werden die Stoffe aber wo anders.

"Für einen BH braucht man zwischen 15 und 25 Nähminuten, für ein Höschen 30 Sekunden", rechnet der Firmenchef vor. Und da Zeit bekanntlich Geld ist, wird die Wäsche dort genäht, wo es günstig ist. Überwiegend in der Huber-Fabrik in Portugal, wo eine Nähminute 16 Cent kostet. Noch billiger genäht wird in Bulgarien (12 Cent), Serbien oder der Ukraine (jeweils 10 Cent), sagt der Experte. In China steigen die Kosten übrigens rapide an, weil der 5-Jahresplan der Regierung vorgibt, dass die Gehälter der Näherinnen um 50 Prozent steigen sollen.

Neuaufstellung

Zieger stellt nun die Marken Huber, Skiny, Hanro, HOM als vertikales Unternehmen auf. Künftig entscheiden also zum Beispiel die Filialmitarbeiter selbst, was im Schaufenster hängt. "Sie haben das bessere Gefühl, was sich verkauft", meint Zieger. Derzeit gehören 75 Huber Shops zur Gruppe. Zudem hat er kurz vor Weihnachten einen neuen Webshop cocooni.com gestartet, in dem neben Eigenmarken auch Fremdmarken verkauft werden.

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