EU kippt Pläne für Ende des Verbrennungsmotors ab 2035

Aus dem Auspuff eines Autos strömt Rauch.
Auch Motoren, die geringe Mengen Kohlendioxid ausstoßen, dürfen ab 2035 in Autos eingebaut werden. Deutschlands Autoindustrie hat sich in Brüssel durchgesetzt.

Es ist ein Glaubenskrieg um - so nennen ihn Experten in Brüssel - um den wohl „deutschesten aller Motoren“: den Verbrennungsmotor. Also jener Antrieb für Kraftfahrzeuge, bei dem flüssiger, meist fossiler Treibstoff verbrannt wird. Die EU hat vor zwei Jahren das Ende dieses Verbrennungsmotors ab 2035 beschlossen. Ab da sollten nur noch neue Autos zugelassen werden, die bei Betrieb kein Kohlendioxid mehr ausstoßen. 

Für Europas Autoindustrie galt dieses Verbot von Anfang an als inakzeptabel. Mit dem Amtsantritt der neuen EU-Kommission 2024 verschärften Europas christlichsoziale und rechte Parteien den Widerstand gegen das sogenannte „Verbrenner-Aus“ massiv. 

Mit Erfolg, wie deutsche Medien am Donnerstag berichteten: Die EU-Kommission lenkt ein. Nächsten Dienstag wird offiziell das Ergebnis einer Überprüfung des geplanten Verbrenner-Aus verkündet. Das Ergebnis: Das endgültige Ende ab 2035 ist hinfällig.  Neue Autos mit Verbrennungsmotoren  können auch nach diesem Zeitpunkt auf Europas Straßen zugelassen werden - allerdings mit klaren Einschränkungen.

90 Prozent weniger

Noch sind nicht alle Beschlüsse im Detail bekannt. Klar aber ist: Statt um 100 Prozent muss der Ausstoß der Flotte – also aller produzierten Autos – eines Herstellers nur noch um 90 Prozent sinken. Damit sind also auch Motoren, die sehr geringe Mengen Diesel, oder Benzin verbrauchen weiter für die Straße zugelassen. 

Die EU-Kommission peilt da voraussichtlich vor allem weitere Hybrid-Antriebe, also die Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor, an. Dazu kommen Fahrzeuge, die zwar elektrisch angetrieben werden, aber über einen sogenannten „Range-Extender“ verfügen, also einen kleinen Verbrennungsmotor, der die Batterie des Elektromotors wieder auflädt und das Auto so weiterfahren lässt. Noch eine weitere Kategorie soll nach den Brüsseler Plänen auch nach 2035 erlaubt sein: Hoch effiziente Verbrennungsmotoren, also solche, die besonders wenig Sprit verbrauchen.

Technologie-Neutral

Bereits erfüllt hat die EU-Kommission eine weitere Forderung, die   die Autoindustrie gestellt hatte: Technologie-Neutralität. Nicht nur Elektro-Motoren sollten als klimaneutral gelten, sondern auch Verbrennungsmotoren, wenn diese mit   entsprechenden  Treibstoffen gefüttert würden, also etwa Bio-Diesel aus   Pflanzen, oder aber sogenannte E-Fuels, die  aus  „grünem“ Wasserstoff hergestellt werden. Also Wasserstoff, der unter Einsatz von Strom aus Solarenergie produziert wird. Die Gegner dieser „grünen“ Treibstoffe betrachten diese als Verschwendung von Strom, der gar nicht in  ausreichenden Mengen  produziert werden könne. Weder Wasserstoff noch die E-Fuels könnten jemals kostenmäßig mit den elektrischen Antrieben mithalten.

Das „Aus vom Verbrenner-Aus“ ist vor allem  ein politischer Triumph für den Chef der Europäischen Volkspartei, Manfred Weber. Der CSU-Politiker aus Bayern hat diesen Kampf seit dem Antritt der neuen EU-Kommission an seine Fahnen geheftet. Für ihn geht es vor allem um den Erhaltung von Europas größter Industriesparte mit ihren Hunderttausenden Arbeitsplätzen, etwa auch in Österreich. Webers Forderung war, bei der Bewertung eines Motors nicht nur das Kohlendioxid einzurechnen, „das hinten beim Auspuff rauskommt, sondern auch das, was bei der Produktion entsteht“. Strom und Batterien seien keineswegs immer klimaneutral.

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