Öffis vs. Auto: Wien bremst die eigenen Klimaziele aus

Ja, an der Erhöhung des Preises für das Jahresticket der Wiener Linien hat kein Weg vorbeigeführt. Auf einem anderen Blatt Papier steht, ob die Erhöhung in der Größenordnung nötig war, oder ob die nötigen Einnahmen nicht auch auf einer anderen Seite geholt werden hätten können – wenn nicht müssen.
Konkret dort, wo die Stadt hoch und heilig versprochen hat, ihre Klimaziele auch durch eine massive Reduzierung der Autofahrten in der Stadt erreichen zu wollen.
Das Ziel für 2025 – 80 Prozent der Wege sollen mit Öffis, zu Fuß oder per Rad zurückgelegt werden – wird nicht erreicht, die weiteren Ziele (nur noch 15 Prozent Autoverkehr 2030) rücken in noch weitere Ferne.
Dabei stimmen laut Klimafahrplan neun von zehn Wienerinnen und Wiener dieser Aussage zu: „In Wien kann man auch ganz gut ohne eigenes Auto auskommen.“ Nur die Politik glaubt nicht daran.
Ein Dilemma
Jetzt ist es so, dass viele in Wien sowohl ein Auto als auch eine Jahresnetzkarte der Wiener Linien besitzen. Die jetzt durchgeführte Erhöhung macht die umweltfreundliche Jahresnetzkarte empfindlich teurer, das Autofahren hingegen – oder besser gesagt, das Abstellen des Autos auf öffentlichem (!) Grund – wird im Vergleich dazu deutlich weniger stark erhöht – Öffi-Fahrer zahlen acht Euro pro Monat mehr, Parken wird um drei Euro pro Monat teurer. Dabei steht das Fahrzeug tatsächlich die meiste Zeit unbenutzt herum und beansprucht wertvollen öffentlichen Raum.
Wer jetzt Auto und Jahresticket hat, der entscheidet, wenn es finanziell eng wird, im Ernstfall gegen das Jahresticket. Denn das Auto brauche man ja auf jeden Fall, glauben viele immer noch. Und die Erhöhung der Kosten für das Parken fällt im Vergleich zum Öffi-Ticket marginal aus.
Hier wurde – erneut – eine Chance auf eine Trendwende in der Verkehrspolitik vertan. Mit der gewählten Vorgangsweise unterstützt die Stadtregierung – erneut – das Mindset zugunsten des Autos und bremst damit die eigenen Klimaziele – erneut – aus.
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