Eurokrise: Fitch rechnet mit "Weiterwurschteln"

Eurokrise: Fitch rechnet mit "Weiterwurschteln"
Die Eurozone werde nach Ansicht der US-Ratingagentur Fitch nicht auseinanderbrechen. Vielmehr werde weitergewurschtelt.

Die Ratingagentur Fitch glaubt nich an ein Auseinanderbrechen der Eurozone, sondern vielmehr an ein " Weiterwurschteln" wie in den vergangen Jahren. Das ökonomische Armageddon wäre der "Euro-Breakup" mit ungeahnten wirtschaftlichen Verwerfungen, sagte der Fitch-Deutschland Geschäftsführer Jens Schmidt-Bürgel am Dienstag in Wien. Der Wahlsieg der Spar-Befürworter in Griechenland werde nur eine kurze Verschnaufpause schaffen.

Ein geordneter Austritt Griechenlands aus der Eurozone würde laut Fitch die Wirtschaftsleistung der Eurozone um 1,5 bis 2 Prozent reduzieren, bei einem ungeordneten Euro-Exit sogar um 4 bis 6 Prozent. Es würde einen "freien Fall" des wirtschaftlichen Outputs wie nach der Lehman-Pleite geben, erwartet der Direktor der Staatsanleihen-Abteilung bei Fitch, Gergely Kiss. Es gebe in der Geschichte wenige Beispiele, wo Länder von einer harten zu einer weichen Währung gewechselt sind. "Das wäre eine sehr einzigartige Situation." Die restlichen 16 Euroländer würden bei einem Griechen-Exit dann von der Ratingagentur auf "Rating Watch Negative" gesetzt und Zypern, Irland, Italien, Portugal und Spanien herabgestuft werden.

"Es ist immer schlimmer geworden"

Die Finanzkrise habe mit der Subprime-Krise in den USA angefangen: "In jeder Phase dieser Krisen haben wir gedacht, das Schlimmste ist vorbei. Es ist immer schlimmer geworden", gab der Fitch-Deutschland-Chef zu Bedenken. Die Pleite der US-Investmentbank Lehman habe etwa den Interbankenmarkt zum Erliegen gebracht und dieser sei nicht wieder zu seiner ursprünglichen Stärke zurückgekehrt. Deswegen müsse die Europäische Zentralbank mit Kapitalspritzen aushelfen. Auch die Budgetkorrektur der Griechen im Jahr 2009 habe zunächst harmlos ausgesehen. Dann sei man in eine "fulminanten Eurokrise" geschlittert. Eine Staaten-Rettungsaktion in der Eurozone habe man zuvor "nie für möglich gehalten".

Es gebe aber auch positive Szenarien, betonte Schmidt-Bürgel: Etwa eine Entwicklung hin zu den Vereinigten Staaten von Europa oder Eurobonds. Gemeinsame Anleihen der Euroländer würde die Ratingagentur mit einem hohen "A"-Rating oder Triple-A bewerten.

Banken in Bedrängnis

Fitch-Bankenexperte Michael Dawson-Kropf sieht die europäische Kreditwirtschaft im fundamentalen Umbruch. Die meisten europäischen Banken sind derzeit von Fitch mit "A-" und "BBB+" bewertet. Die Wachstumszahlen werden sich nicht wiederholen, Erträge werden sinken und Regulierungsanforderungen werden steigen, skizzierte Dawson-Kropf die schwierige Lage der europäischen Banken.

Die Kapitalspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) seien ein "quick fix", aber keine fundamentale Lösung, erklärte der Fitch-Analyst. Die europäischen Banken  hatten sich bei den längerfristigen Geldgeschäften (LTRO) der EZB im vergangenen Dezember und Februar mehr als 1.000 Mrd. Euro an Krediten gesichert. Bei einem Euro-Austritt Griechenlands könnte die EZB ein LTRO3-Programm auflegen, so Dawson-Kropf. Die Möglichkeiten seien aber reduziert, weil den Banken in den Euro-Peripheriestaaten kaum mehr Kreditsicherheiten zur Verfügung stünden. Der Bankenexperte warnte davor, die Staatshilfen zurückzuziehen, bevor die Banken stabiler seien. Für einen Rückzug gebe es aber derzeit keine Indikationen.

Banken in Osteuropa

Die Euro-Krise verändere auch das Bankengeschäftsmodell in Osteuropa. Ein Euro-Austritt Griechenlands wäre laut Fitch für die Region aber "handhabbar". Derzeit sei die grenzüberschreitende Refinanzierung der Banken rückläufig, aber die lokalen Spareinlagen würden dies kompensieren. Fraglich ist für die Ratingexperten wie lang das Einlagenwachstum aber noch aufrechtzuerhalten ist.

In Osteuropa werde es in naher Zukunft ein schwaches Kreditwachstum geben und die Finanzierung der Ost-Töchter durch ihre westeuropäischen Mutterkonzerne werde weiter abnehmen, so die Prognose.

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