Eurobonds: Neue Hoffnung auf "Wunderwaffe"

Brüssel will rasch Gemeinschafts-Anleihen, um sich gegen den Druck der Märkte zu wehren. Das Modell ist umstritten.

Bekommt die Eurozone die Schuldenkrise nicht in den Griff, wird sie daran zerbrechen. Der Euro als gemeinsame Währung wäre dann Geschichte. Das ist auch den Verantwortlichen in der Politik bewusst. Nur: Sie können sich zu keinem gemeinsamen Vorgehen durchringen. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso will am Mittwoch, einen Plan vorlegen, wie die Euroländer doch einen gemeinsamen Weg im Kampf gegen die Schuldenkrise gehen könnten.

Seine "Wunderwaffe": die Einführung so genannter Eurobonds, also Staatsanleihen, die alle Euroländer gemeinsam begeben. Die EU-Kommission nennt dieses Vehikel nun lieber "Stabilitätsanleihen" und hat dazu eine Machbarkeitsstudie erstellt.

Die Idee ist nicht ganz neu, und vor allem Deutschland hat sich immer mit Macht dagegen gestemmt. Nicht zuletzt deshalb, weil die "Vergemeinschaftung" der Schulden bedeuten würde, dass Deutschland höhere Zinsen zahlen müsste als jetzt. Um auch Kanzlerin Angela Merkel mit ins Boot zu holen, will Barroso verschiedene Eurobond-Varianten präsentieren, um sie wählen zu lassen.

Die Großvariante

Eine Schuldenagentur borgt sich künftig zentral Geld aus und verteilt es auf die Eurozone. Dafür wären allerdings Änderungen der EU-Verträge nötig. Und vor allem wäre ein hartes Durchgriffsrecht auf die nationalen Budgets unabdingbar. Ohne zentrale Wirtschafts- und Finanzregierung könnten sonst schwächere Länder nachlassen, ihre Haushalte in Ordnung zu bringen.

Der Nachteil dieser Variante: Es würde zu lange dauern, bis das Nötige umgesetzt ist. Zum Kampf gegen die aktuelle Krise käme diese "Waffe" wohl zu spät. Der Vorteil: Es würde ein großer gemeinsamer Anleihenmarkt entstehen, der viele Großinvestoren anlocken würde.

Die Mittelvariante

Die Euroländer legen nur einen Teil ihrer Finanzierung zusammen. Hier könnte eine Grenze von 60 Prozent der Wirtschaftsleistung eingezogen werden, die dem Maastricht-Kriterium entspricht. Für Geld, das darüber hinaus benötigt wird, müssten die Staaten selber sorgen.

Der Nachteil: Die Zinslast von hoch verschuldeten Staaten wie Italien (120 Prozent Verschuldung) würde kaum geringer werden.

Die Mischvariante

Die Eurozone begibt gemeinsame Anleihen. Für diese haften jedoch nicht alle gemeinsam, sondern jeder Staat haftet für einen bestimmten Teil, der seinem Wirtschaftsgewicht entspricht. Diese Variante wäre innerhalb kurzer Zeit umsetzbar, weil keine EU-Verträge geändert werden müssten.

Der Nachteil: Mit diesem Haftungsmodell würden die Anleihen keine Topbenotung der Ratingagenturen bekommen. Damit würden die Zinsen für neue Schulden nicht sehr günstig ausfallen.

Die Investoren glauben jedenfalls nicht daran, dass die Schuldenkrise rasch gelöst wird. Sie ziehen sich weiter aus Staatsanleihen aus Spanien und Italien, aber auch aus Frankreich zurück. Damit sinken die Kurse und steigen die Renditen.

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