Prognose: Arbeitslosigkeit steigt 2018 auf 6,2 Prozent

Prognose: Arbeitslosigkeit steigt 2018 auf 6,2 Prozent
In der EU und der Eurozone sinkt die Arbeitslosenrate, in Österreich steigt sie jedoch gegen den Trend. Der Grund dafür ist laut EU-Kommission auch die Flüchtlingskrise. Insgesamt ist die Arbeitslosigkeit aber noch immer auf einem niedrigeren Niveau als im EU-Schnitt.
  • Die EU-Kommission rechnet in ihrer aktuellen Prognose zur Entwicklung in der Eurozone mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,6 Prozent im laufenden Jahr, für 2018 sogar mit 1,8 Prozent.
  • Auch für Österreich wird ein Plus von 1,8 Prozent prognostiziert, allerdings rechnen die Experten gegen mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 6,1 Prozent - und das entgegen des EU-Trends.
  • Im EU-Schnitt liegt die Arbeitslosigkeit 2017 voraussichtlich bei 9,6 Prozent.
  • Positive Konjunkturaussichten gibt es auch in Griechenland, Frankreich und Italien.

Trotz protektionistischer Töne aus den USA und den anstehenden Brexit-Verhandlungen stehen die Zeichen in Europa nach Ansicht der EU-Kommission auf Aufschwung. "Erstmals seit fast einem Jahrzehnt ist in allen EU-Mitgliedstaaten für den gesamten Prognosezeitraum (2016-2018) Wachstum zu erwarten", teilte die Brüsseler Behörde am Montag mit.

Für Österreich rechnet die EU-Kommission rechnet in ihrer Winterprognose vom Montag jedoch gegen den Trend mit einer steigenden Arbeitslosigkeit - von 6,0 Prozent im Jahr 2016 auf 6,1 Prozent 2017 auf 6,2 Prozent im Jahr 2018. Das Arbeitskräfteangebot sei durch die starke Migration aus anderen EU-Staaten sowie durch die steigende Zahl von anerkannten Asylbewerbern merklich angestiegen, erklärte die EU-Kommission am Montag.

(Welchen Einfluss Arbeitskräfte aus Osteuropa auf den heimischen Arbeitsmarkt haben, lesen Sie hier)

Obwohl auch die Beschäftigung stetig zunehme, könne die österreichische Wirtschaft das steigende Arbeitskräfteangebot nicht völlig aufnehmen, weshalb die Arbeitslosenrate weiter steigen werde. 2015 betrug die Arbeitslosenrate noch 5,7 Prozent in Österreich.

Niedrigere Rate als EU-Schnitt

Im Vergleich zum EU-Durchschnitt hat Österreich noch immer die niedrigere Rate: Für die Eurozone erwartet die EU-Kommission allerdings einen starken Rückgang der Arbeitslosenquote von 10,0 Prozent in 2016 auf 9,6 Prozent 2017 und 9,1 Prozent 2018. Auch für die gesamte EU erwartet die EU einen Rückgang der Arbeitslosigkeit auf 8,1 Prozent im laufenden Jahr und 7,8 Prozent im nächsten.

Die Investitionen und der Privatkonsum haben nach Ansicht von der EU-Kommission von der Einkommenssteuerreform profitiert, sie sind zum Hauptantrieb für Wachstum geworden. Deutlich hätten sich die Häuserpreise und Mieten entwickelt, nicht nur in Wien, sondern in allen größeren Städten in Österreich, erklärte die EU-Kommission. Die Investitionen in den Bau neuer Wohnungen würden aber nur moderat zunehmen, obwohl der Bedarf durch Migration und Bevölkerungswachstum zunehmen werde.

Exportwirtschaft soll weiter wachsen

Die österreichische Exportwirtschaft wird nach Ansicht der EU-Kommission in den kommenden Jahren weiter wachsen, obwohl die Aussichten für den Weltmarkt und den globalen Handel unsicher seien. Die österreichische Exportwirtschaft sollte jedoch in der Lage sein, flexibel auf veränderte Handelsbedingungen zu reagieren und wegen der starken Konzentration auf die EU eine stabile Aussicht haben, meint die EU-Behörde.

Weniger Ausgaben für Flüchtlinge erwartet

Das Budgetdefizit Österreichs wird nach Schätzungen der EU-Kommission von 1,4 Prozent in 2016 auf 1,2 Prozent im laufenden Jahr und 0,9 Prozent 2018 zurückgehen. Auch die staatliche Gesamtverschuldung soll laut der Prognose von 83,5 Prozent 2016 auf 81,3 Prozent 2017 und 79,3 Prozent 2018 sinken. Die Ausgaben für Flüchtlinge würden von 2017 an schrittweise zurückgehen, im Einklang mit der sinkenden Zahl von Neuankömmlingen, erwartet die EU-Kommission.

Prognose: Arbeitslosigkeit steigt 2018 auf 6,2 Prozent
Prognose BIP-Wachstum 2017-18 für alle EU-Länder - Säulengrafik; Arbeitslosenrate und Inflation 2017 - Europakarten GRAFIK 0161-17, 88 x 256 mm

Griechenlands Wirtschaft soll wieder wachsen

Die EU-Kommission prognostiziert darüber hinaus auch eine wirtschaftliche Erholung im schuldengeplagten Griechenland - diese hänge jedoch von der Umsetzung des Hilfsprogramms der Euro-Geldgeber ab. "Verbunden mit dem zeitnahen Abschluss der zweiten Programmüberprüfung des ESM-Programms, dürfte sich die wirtschaftliche Erholung Griechenlands 2017 mit einem Wachstum von 2,7 Prozent beschleunigen", heißt es in der Winter-Konjunkturprognose.

Die Erholung geschehe auf der Basis der Verbesserung der finanziellen Bedingungen und einer schrittweisen Lockerung der 2015 eingeführten Kapitalkontrollen. Das reale Wirtschaftswachstum dürfte 2018 auf 3,1 Prozent steigen, während die Arbeitslosenrate in dem Jahr auf 20,3 Prozent sinkt. Griechenland dürfte zudem in diesem Jahr das mit den internationalen Geldgebern vereinbarte Ziel eines Primärüberschusses - dem Staatshaushalt ohne Zinszahlungen - von 1,75 Prozent erreichen und im kommenden Jahr mit 3,7 Prozent sogar über den Vorgaben von 3,5 Prozent liegen.

Gute Konjunkturaussichten für Frankreich und Italien

Auch die Prognose für die mit Haushaltsproblemen kämpfenden Euro-Ländern Frankreich und Italien sieht positiv aus. In Frankreich, wo Anfang Mai Präsidentschaftswahlen anstehen, dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 1,4 Prozent zulegen. Im kommenden Jahr werde die Konjunktur dann um 1,7 Prozent anziehen. Die Arbeitslosenrate dürfte erstmals seit Jahren unter die Zehn-Prozent-Marke fallen und 2018 bei 9,6 Prozent liegen. Allerdings dürfte das Haushaltsdefizit nach einem leichten Rückgang 2017 im kommenden Jahr mit 3,1 Prozent wieder über der in der EU erlaubten Grenze von drei Prozent liegen.

Ein ähnliches Bild ergibt sich in Italien, wo das Haushaltsdefizit laut EU-Kommission 2018 auf 2,6 Prozent des BIP steigen soll. Das strukturelle Defizit - also die Entwicklung ohne Konjunkturschwankungen - fällt dieses Jahr zwar auf zwei Prozent, dürfte 2018 aber bei 2,5 Prozent liegen. Der Schuldenstand bleibt in diesem Jahr fast unverändert hoch bei 133,3 Prozent im Verhältnis zum BIP. Die EU-Kommission lobte die bis April geplanten, zusätzlichen Sparanstrengungen der Regierung in Rom, die gemessen am BIP 0,2 Prozent ausmachen sollen. Das reale Wirtschaftswachstum soll in diesem Jahr bei 0,9 Prozent liegen und 2018 auf 1,1 Prozent steigen. In Italien könnten dieses Jahr Neuwahlen angesetzt werden und den Einfluss von Euro-skeptischen Parteien vergrößern. Das Land ringt zudem mit einer Bankenkrise.

Staaten dürfen sich nicht auf "ultra-lockere Geldpolitik verlassen"

Generell mahnte EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis die Staaten, bei ihren Reformanstrengungen nicht nachzulassen. Angesichts einer anziehenden Inflation dürften sie sich nicht zu sehr darauf verlassen, dass die für Konjunkturimpulse sorgende ultra-lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) "auf Dauer" bestehen bleibe: "Deshalb sollten Länder mit hohem Haushaltsdefizit und hohem Schuldenniveau diese weiter zurückführen, um widerstandsfähiger gegen wirtschaftliche Schocks zu werden."

Die EU-Kommission erwartet zudem, dass die Verbraucherpreise im Euroraum 2017 um 1,7 Prozent steigen werden. Damit würde die Inflationsrate nur leicht unter der von der EZB angestrebten Marke von knapp zwei Prozent bleiben. Um ihr Ziel zu erreichen, pumpen die Hüter des Euro bereits seit März 2015 Woche für Woche über den Kauf von Staatsanleihen Milliarden in das Finanzsystem. Banken sollen dadurch angeregt werden, mehr Kredite zu vergeben.

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