Teurer Aufschlag für billige Kleidung: Was die EU gegen weggeworfene Textilien tun will

Teurer Aufschlag für billige Kleidung: Was die EU gegen weggeworfene Textilien tun will
Die Pläne der EU gegen die Flut an Kleidermüll sind in der Zielgeraden. Sie werden auch Österreich einiges an Reformen abverlangen

16 Kilo Textilien, so viel schmeißt laut EU-Kommission jeder europäische Bürger pro Jahr auf den Müll. Mit eingerechnet natürlich all das Gewand, das Billig-Textilketten, oder Online-Shops einfach entsorgen, auch weil es zu teuer ist, es zu lagern, oder zu recyceln. Tendenz also steigend.

Genau diesen Trend zu stoppen, ist das Ziel der EU-Abfallrahmenrichtlinie. Auf die haben sich vor wenigen Tagen die EU-Institutionen geeinigt. Bleiben also noch ein paar bürokratische Routinen und zweieinhalb Jahre Frist für die EU-Länder, um die Regelungen in die Praxis umzusetzen.

Da es sich um eine Richtlinie handelt, kann jedes Land diese Umsetzung selbst gestalten - und das wird gar nicht so einfach, wie der KURIER in Gesprächen mit den zuständigen Behörden erfuhr. Grundsätzlich muss jedes Unternehmen, das in Zukunft Kleidung, aber auch Heimtextilien und Matratzen verkauft, die Kosten für das Recycling übernehmen. Es wird also von den Behörden eine Gebühr eingehoben, je nachdem, wie viel man verkauft hat. Die Höhe dieser Gebühr aber ist unterschiedlich und hängt von der voraussichtlichen Lebensdauer des Kleidungsstücks ab und von der Möglichkeit, das Material zu recyceln. Da nicht jedes Modell geprüft werden kann, soll es Kategorien geben, nach denen sich die Höhe der Gebühr richtet.

Gerade billig produzierte Kleidung, wie sie von chinesischen Online-Plattformen wie Temu, oder Shein in Europa vertrieben wird, dürfte somit mit den höchsten Gebühren belegt werden.

Online- Shops haften

Obwohl diese Plattformen rechtlich nur Vermittler und keine Verkäufer sind, sollen sie nach den Plänen der Behörden für das Recycling haftbar gemacht werden. Wo und wie diese Haftung schlagend wird und wer die Gebühren einhebt, dürfte aber noch einige Schwierigkeiten bereiten.

So wird für Österreich bestimmte Online-Mode über andere EU-Länder eingeführt, weil dort die Zollbestimmungen und auch deren Durchsetzung deutlich laxer ist. Das Sammeln der Kleidung und die Wiederverwertung soll auf den etablierten Systemen aufbauen. Das gesamte Gewand, das man loswerden möchte, in die Altkleider-Tonne zu schmeißen, wird dann nicht mehr möglich sein.

Ein Teil davon soll direkt ins Recycling gehen, ein anderer wiederverwendet werden. Also soll es getrennte Sammelsysteme geben und die werden, so meinen die Experten, „deutlich professioneller“ sein.

Recycling, oder Afrika?

Ein großer Teil der derzeit gesammelten Kleidung wird ja in Entwicklungsländer transportiert, dort verkauft, oder auch – oft unter dubiosen Umständen – entsorgt. Auch dieser Export soll in Zukunft genauer kontrolliert werden. Händler und Zielländer sollen mit den heimischen Behörden kooperieren.

Welcher Teil der Kleidung zuletzt als Abfall gilt und welcher – zumindest offiziell – weiter getragen wird, muss dann klar geregelt sein. Mit den überquellenden Boxen, wie man sie in Wien oft findet, wird sich das wohl nicht machen lassen.

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