Essen als Geschäft der Monopole

Essen als Geschäft der Monopole
Initiativen wie die Arche Noah wehren sich gegen eine weitere Marktkonzentration.

Die Branchenriesen versuchen, den Markt zu monopolisieren, doch eine kleine Gruppe leistet nach wie vor Widerstand. Seit Jahren ist es die Strategie der großen Player, die Konkurrenz aufzukaufen. Für so manchen mittelständischen Saatgutproduzenten wurde ein Vielfaches des Marktwertes bezahlt.

Objekt der Begierde sind Patente auf die Genetik für Nutzpflanzen. Die immer wieder kritisierte Marktkonzentration führt zu Monopolen bei den genetischen Ressourcen für die Nahrungsmittelproduktion. Die drei großen Saatgutkonzerne Monsanto, Du Pont und Syngenta haben bei Zuckerrüben einen weltweiten Marktanteil von rund 90 Prozent und bei Mais und Sojabohnen von über 50 Prozent.

Gen-Bank

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Samenlager der Arche Noah
In der kleinen Ortschaft Schiltern ist die Welt noch in Ordnung. Rund 20 Kilometer nördlich von Krems hat der gemeinnützige Verein Arche Noah seinen Schaugarten. Die private Gen-Bank verfügt über ein Archiv mit mehr als 6000 Saatgut-Sorten vor allem für den Obst- und Gemüseanbau. Gesammelt wurden 150 bis 200 Kartoffel-Sorten. Bei den Tomaten sind rund 700.

Finanziert wird das Projekt zur Erhaltung von alten Sorten durch 13.500 Vereinsmitglieder sowie über Spenden, Förderprogramme, Kooperationen und die Weitergabe von Samen gegen einen Deckungsbeitrag. Heuer feierte die Arche Noah (www.arche-noah.at) ihr 25-Jahr-Jubiläum. Die großen Saatguthersteller könnten solche Initiativen auch ignorieren. Doch sie tun es mit gutem Grund nicht.

Weniger Ertrag

Das oft gentechnisch veränderte Saatgut der großen Konzerne ist für die Weiterzucht nicht geeignet. Der Ertrag würden sinken. Außerdem ist dieses Saatgut durch das Patentrecht geschützt. Die Konzerne klagen jeden, der sich nicht daran hält.

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Philipp Lammer von der Arche Noah
Die Samen aus der Gen-Bank der Arche Noah hingegen können legal und ohne Ertragsverlust weitergezüchtet werden. Da wird kein Richter gebraucht. Das Anpassen alter Sorten an unterschiedliche klimatische Bedingungen ist sogar ausdrücklich erwünscht. "Wir haben mehrere Kooperationen mit Bauern, die ihre Produkte direkt vermarkten", erklärt Philipp Lammer, Mitarbeiter der Arche Noah, die Strategie.

Den Saatgutkonzernen geht es nicht um die Frage, welche ökonomische Bedeutung Initiativen wie die Arche Noah haben, sondern ums Prinzip. Kann eine völlige Kontrolle der Saatgutproduktion und der Nahrungsmittelerzeugung durch wenige große Hersteller mithilfe der EU durchgesetzt werden?

Die Lobbyisten der Konzerne haben es versucht, aber die erste Runde verloren. Mit großer Mehrheit wurde im Frühjahr der Vorschlag der EU-Kommission für eine neue Saatgut-Richtlinie vom EU-Parlament abgelehnt. Gemäß der Richtlinie hätte nur noch registriertes Saatgut weitergegeben werden dürfen. Die kostspieligen Registrierungsverfahren können sich nur größere Unternehmen leisten.

Trotzdem ist das Thema noch nicht vom Tisch. Im Frühjahr soll erneut darüber verhandelt werden. Initiativen wie die Arche Noah verlangen in einem Brief an die EU-Kommission deutliche Erleichterung bei der Weitergabe von alten Sorten.

Kaufverhalten

Ein Teil der Konsumenten hat sein Kaufverhalten dem Angebot angepasst. Saatgutfirmen züchten nach Kriterien wie Aussehen, Gleichförmigkeit, Lagerfähigkeit oder Ertrag beim Anbau in Nährlösungen. Obst und Gemüse, das anders aussieht als in der Werbung, ist nicht so beliebt. "Eine Tomate muss rot, rund und gut transportfähig sein", fasst Philipp Lammer die Vorgaben der Nahrungsmittelindustrie zusammen.

Wie die Produkte schmecken, ist oft nur Nebensache. Ob Tomaten in einer Nährlösung auf Steinwolle angebaut werden oder in der Erde, hat aber deutliche Auswirkungen auf den Geschmack.

Der weltgrößte Saatgutkonzern Monsanto will seine Aktionäre bei Laune halten. Neben einem Aktienrückkaufprogramm wird auch beim Personal gespart. 2600 der insgesamt 21.100 Mitarbeiter verlieren ihren Job.

Die Personalkürzungen sind die Folge einer gescheiterten Übernahme. 47 Milliarden Dollar (41,3 Milliarden Euro) hatte Monsanto für den Schweizer Konkurrenten Syngenta geboten. Als das Angebot bekannt wurde, stieg der Kurs der Syngenta-Aktien um mehr als 20 Prozent. Bauern-Verbände in den USA und Brasilien sowie Anti-Trust-Organisationen kritisierten den Plan heftig.

Widerstand

Doch nicht das hat die Übernahme verhindert, sondern der Widerstand der Konzernspitze von Syngenta. Neben dem zu niedrigen Preis gab es auch wettbewerbsrechtliche Bedenken gegen den Deal.

Einige Syngenta-Großaktionäre waren mit der Absage der Übernahme nicht einverstanden: „Wir sind sehr frustriert über das Verhalten von Syngenta. Es ist nicht akzeptabel, dass das Unternehmen keine ernsthaften Gespräche mit Monsanto aufgenommen hat.“

Auch Syngenta will nun seine Aktionäre beruhigen. Geplant sind der Verkauf von Geschäftsbereichen sowie ein Aktienrückkaufprogramm. Wegen der derzeit weltweit stagnierenden Lebensmittelpreise gehen die Geschäfte der Saatgut-, Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelproduzenten deutlich schlechter. Daher die Unruhe bei den Aktionären.

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