DieTheorie dahinter: Wird Geld teurer, sinken Kreditnachfrage und damit in der Folge die Investitionen. Am Ende soll das die Konjunktur dämpfen und somit auch die Teuerung.
Sonderfall Österreich
Das Problem: In Österreich ist die Inflation im April aber wieder auf 9,8 Prozent gestiegen. Im März waren es 9,2 Prozent.
Unter anderem, weil die Regierung den Brand mit Flammenwerfern bekämpft hat. Sprich: es wurde viel Geld ausgegeben, um die Folgewirkungen der Inflation abzufedern.
Es gab einen Klima- und Antiteuerungsbonus. Es gibt Energiebeihilfen und deutlich mehr Geld für Familien. Und die Lohnabschlüsse in Österreich liegen laut Wifo über dem Durchschnitt der Eurozone.Jetzt will die Regierung die Inflation mit tieferen Strompreisen dämpfen und mehr Transparenz bei Lebensmittelpreisen schaffen.
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Satte Gewinne
Für Josef Baumgartner, Senior Economist beim Wifo, sind das grundsätzlich Schritte in die richige Richtung. Die überwiegend in Staats- bzw. Landeseigentum befindlichen Stromkonzerne würden nämlich auch heuer noch satte Gewinne einfahren. Die höhere Gewinnabschöpfung mache also Sinn, so Baumgartner.
Die Einnahmen daraus sollen zum Teil in die Kommunen fließen. Denn die Regierung will die Gemeinden zu einem Gebührenstopp wie auf Bundesebene überreden.
Deren finanzielle Ausfälle müssen dann unbedingt gegenfinanziert werden, wie Baumgartner betont. Freilich: die Gebühren machen gerade einmal 0,5 Prozent der Inflation aus.
Übrigens: der Kurseinbruch bei Verbund und EVN war nach der Ankündigung der Regierung endenwollend.
Aufreger Lebensmittelpreise
Beim aktuellen Aufregerthema Lebensmittelpreise will die Regierung nun in einem Transparenzbericht für Konsumenten die Einkaufspreise des Lebensmittelhandels anhand definierter Lebensmittel veröffentlichen.
Baumgartner geht das nicht weit genug. Notwendig wäre ein tägliches Preisvergleichsportal. Dieses sollte sich aber nicht auf einige wenige Aktionsprodukte beschränken, sondern möglichst breit und tagesaktuell angelegt sein. Nicht zuletzt auch deswegen, weil man beim Wifo wieder mit einem Rückgang der Erzeugerpreise rechnet. So erwartet Baumgartner etwa einen Rückgang des Getreidepreises.
Keine Mehrwertsteuersenkung
Eine – aktuell ohnedies nicht geplante - Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel sieht der Wifo-Experte skeptisch. Je mehr Produkte eine solche umfassen würde, desto mehr würden höhere Einkommensschichten davon profitieren.
Was der Wifo-Experte dagegen vermisst, ist ein Auslaufen beziehungsweise eine Anpassung der Pendlerpauschale, die im Vorjahr ja wegen der hohen Treibstoffpreise erhöht worden war. Inzwischen sind die Spritpreise deutlich gesunken.
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Fazit
Letztendlich kann die Politik – national wie international - ohnedies nur noch reagieren. Das Problem der Inflation ist ihr entglitten.
Die einzigen Maßnahmen, die wirklich helfen würde, wären ein Ende des Ukrainekrieges sowie der Sanktionen. Und danach sieht es nicht aus.
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