Erzwungener Pharmabeitrag rettet Bilanz der Krankenkassen
Mit Ausnahme der Beamtenversicherung (BVA) haben im Vorjahr alle Krankenkassen ein ausgeglichenes oder leicht positives Ergebnis erzielt, geht aus Jahresdaten des Hauptverbandes hervor. In Summe wurde ein Überschuss von 113 Millionen Euro erzielt, die Prognosen vom Februar des Vorjahres gingen noch von einem Defizit in Höhe von 94 Millionen Euro aus. Von den Gebietskrankenkassen schafften die Wiener (plus 57 Mio.), die Oberösterreichische (plus 18 Mio.) und die Salzburger (plus 15,5 Mio.) ein positives Ergebnis, die anderen immerhin eine "schwarze Null".
Medikamentenpreise
Wesentlich zur positiven Entwicklung beigetragen hat der im Vorjahr nach mühsamen Verhandlungen vom Hauptverband erzwungene "Solidarbeitrag" der Pharmaindustrie in Höhe von 125 Millionen Euro. Auch die Medikamentenpreise stiegen dank vereinbarter zusätzlicher Rabatte mit 2,5 Prozent letztlich nur halb so hoch wie vom Hauptverband prognostiziert.
Der Pharma-Branchenverband Pharmig fühlt sich durch die positiven Bilanzen bestätigt, dass die Medikamentenpreise nicht zu den Kostentreibern im Gesundheitssystem gehören und der Hauptverband im Vorjahr mit überzogenen Prognosen agiert habe. "Mit einem Anstieg um lediglich 2,5 Prozent war man weit entfernt von irgendeiner oftmals kolportierten Kostenexplosion", sagt Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber. Unter Abzug der Solidarbeiträge sowie der individuellen Rabatte hätten die Krankenkassen im Vorjahr de facto sogar weniger für Arzneimittel ausgegeben als ein Jahr zuvor. Huber erwartet, dass die Krankenkassen jetzt auch interne Reformen in Angriff nehmen.
Positiver Ausblick
Für heuer rechnen die Krankenkassen ebenfalls mit einem leichten Überschuss von vier Millionen Euro, die Medikamentenpreise dürften um 4,3 Prozent zulegen. "Das ist sicherlich wieder zu hoch gegriffen", meint Huber. Auch heuer muss die Pharmabranche einen Kostenbeitrag leisten, dieser beträgt je nach Kostensteigerung maximal 80 Millionen Euro.
Für den neuen Hauptverbands-Chef Alexander Biach bleibt die finanzielle Situation der Kassen weiter "angespannt". Steigende Kosten sind vor allem im niedergelassenen Bereich durch die Schaffung von 75 neuen Primärversorgungszentren zur Entlastung der Spitalsambulanzen zu erwarten. Hier müssten sich auch die Bundesländer finanziell beteiligten, so Biach.
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